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„Alle Facetten des Himmels“

VORTRAG Im Planetarium geht’s um „Stars Down Under“ und einen langen Kaninchenzaun

Andreas Vogel

46, ist Vizepräsident der Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien und Leiter des Olbers-Planetariums Bremen.

taz: Herr Vogel, ist der Sternenhimmel über Australien interessanter als über Europa?

Andreas Vogel: Nicht interessanter, aber anders. Über Aus­tralien kann man Sterne sehen, die am europäischen Nachthimmel nicht auftauchen. Zum Beispiel das Sternbild „Kreuz des Südens“. Auf der Südhalbkugel sind einige Sterne sehr gut zu erkennen.

So etwas wie ein Polarstern des Südens?

Nein. Die Position und Helligkeit des Polarstern ist nur Zufall. Einen Stern direkt über dem Südpol gibt es nicht, somit ist die Orientierung gen Süden auch nicht so einfach. Allerdings lässt sich die nächstgelegene Galaxie – Alpha Centauri – am australischen Sternenhimmel sehr gut beobachten. Sie ist nur einige Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt.

Haben die australischen Ureinwohner auch die Sterne genutzt?

Die Aborigines haben ihre ganz eigenen Sternbilder und Geschichten rund um die Sterne. Unsere Sternzeichen und -bilder sind von der römischen und griechischen Antike geprägt. Die Ureinwohner erzählen ihr Leben anhand der Sterne der Südhalbkugel. Sie nutzen aber alle Facetten des Himmels. In der Milchstraße gibt es einige Stellen, die durch Materie unterbrochen sind. Hier können die Sterne nicht durchscheinen. In den Geschichten der Aborigines flossen auch diese dunklen Stellen ein.

Was gibt es noch zu sehen?

Der Nachthimmel über Australien ist nur ein Teil der Show. Wir behandeln das Land, die Leute und auch die Kultur der AustralierInnen. Dabei gehen wir interessanten Fragen nach. Etwa: Wie gestaltet sich der Schulweg für Kinder, die im Outback leben? Oder was hat es mit dem längsten Kaninchenzaun der Welt auf sich?

Was hat es damit auf sich?

Der Zaun zieht sich einmal quer durch den Kontinent. Er wurde errichtet, nachdem die EuropäerInnen die Tiere einführten. Da sie in Australien keine natürlichen Feinde haben, entwickelten sich die Kaninchen schnell zur Plage. Der Zaun sollte sie aufhalten. Das hat zwar nicht funktioniert, aber er steht heute noch immer und ist nur an Straßen passierbar.

Interview: Jannik Sohn

16 Uhr, Olbers-Planetarium

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