piwik no script img

Unterwegs auf dem Minikraftwerk

ENERGIE Ein Unternehmer will das ländliche Indien per Fahrrad erleuchten

NEU-DELHI taz | Die indische Regierung mag der Meinung sein, dass sie in ihrem Energiemix auf Kohle vorerst nicht verzichten kann – aber ein Mann leistet Widerstand. „Wir wollen nicht so enden wie China, wo so viele Kohlekraftwerke stehen, dass man nicht mehr atmen kann“, sagt der milliardenschwere Unternehmer Manoj Bhargava, geboren im indischen Lucknow und im Alter von 14 Jahren in die USA ausgewandert.

Statt weiter mit einem Energydrink Geld zu scheffeln, war er gerade in Delhi, um „die Welt zu retten“, wie es in dem Promo-Film seiner Firma heißt. Dafür hat er ein Fahrrad erfunden, mit dem sich Strom erzeugen lässt. Nicht, dass das so neu wäre – einen Dynamo kennt jeder. Und das Internet ist voll von Anbietern, die den guten alten Heimtrainer zum Minikraftwerk umgerüstet haben. Aber Bhargava glaubt, dass seine Erfindung Indien verändern wird.

Zweieinhalb Jahre hätten seine Ingenieure gearbeitet, um das Gerät so zu entwickeln, dass es 24 Glühbirnen, einen Ventilator, Laptop und Handyladegerät auf einmal mit Strom versorgen oder die Energie in einer Batterie speichern kann. Die Zielgruppe: Millionen Arme auf dem Land, die keinen Strom haben. Aber eine Stunde an der Pedale soll für zwei sechs Stunden lang leuchtende Glühbirnen reichen? Das klingt dann doch nicht viel besser als die Selbstversuche deutscher Heimwerker.

Möglicherweise macht es ja das Marketing. Zwischen 170 und 200 Euro soll das Gerät kosten, was nach indischem Mindestlohn fast zwei Monatsgehälter wären. Auch mit Premierminister Narendra Modi hat Manoj Bhargava nach eigenen Angaben schon gesprochen. „Aber ich versuche mich von Regierungen fernzuhalten, die sind nicht besonders effektiv.“ Modi habe wohl gedacht, er sei einer von denen, die nur reden.

Vielleicht hat der Premier aber auch nur gehört, dass in fünf US-Bundesstaaten wegen „täuschender Marketingpraktiken“ gegen Bhargavas Firma ermittelt wird. So einfach ist es dann doch nicht, zu Modi eine Alternative zu finden.

Britta Petersen

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen