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Archiv-Artikel

Drei Länder wollen Sparweltmeister werden

KLIMANEUTRAL Costa Rica bezieht schon heute fast den gesamten Strom aus Wasserkraft und Erdwärme. Norwegen setzt auf technisch unerprobte CO2-Lagerung. Die Malediven ignorieren den Flugverkehr

Neue Bäume können Abgase von Hybridautos neutralisieren

BERLIN taz | Costa Rica will bereits im Jahr 2021 klimaneutral sein. Dann will das staatliche Elektrizitätsinstitut alle konventionellen Kraftwerke stillgelegt haben. Schon heute bezieht das mittelamerikanische Land den Großteil seines Stroms aus Wasserkraft und Erdwärme.

Außerdem sollen Hybridautos massiv gefördert werden. Weil die aber immer noch Kohlendioxid emittieren,werden Bäume gepflanzt, die entsprechende Mengen des klimaschädlichen Gases binden. Bereits heute ist Costa Rica zu über 50 Prozent mit Wald bedeckt. Schließlich will die Regierung in San José Landwirtschaft und Industrie zu weiteren Emissionsminderungen zwingen.

Die Malediven wollen jährlich 110 Millionen Dollar in den Umbau ihrer Energieversorgung stecken, um innerhalb eines Jahrzehnts keine klimaschädlichen Gase mehr in die Luft zu blasen. Allerdings ist der Tourismus der größte Wirtschaftszweig des aus 1.200 Inseln bestehenden Landes – und die Besucher kommen nicht klimafreundlich angepaddelt, sondern reisen per Flugzeug an.

Norwegen war das erste Land, das seine Klimaneutralität angekündigt hatte. 2050 soll das Ziel erreicht sein. Nahezu emissionsfrei ist bereits die Elektrizitätsproduktion, die fast hundertprozentig auf Wasserkraft beruht, ohne unverantwortliche Natureingriffe aber nicht weiter ausgebaut werden kann. Dagegen ist die Öl- und Gasförderung auf dem Festlandssockel der größte CO2-Emittent des Landes – noch vor Industrie und Verkehr. Um auch hier den CO2-Ausstoß zu senken, will Norwegen fossiles Erdgas verstromen und damit nicht nur Förderplattformen, sondern auch Industrien an Land und Autos versorgen, die auf Elektrizität umgestellt werden sollen. Das dabei entstehende Kohlendioxid soll abgeschieden, verdichtet und in leere Öl- und Gaskavernen unter den Meeresboden gepumpt werden. KritikerInnen werfen der Regierung eine drohende Bruchlandung ihrer Klimapläne vor. Zwar sind 2008 die CO2-Emissionen des Landes tatsächlich um 3,7 Prozent gesunken, liegen damit aber immer noch 8 Prozent über den Kioto-Verpflichtungen. Die Realisierung der unerprobten Kohlendioxidlagerung (CCS-Technik) kommt nicht in Gang. Die Inbetriebnahme einer ersten Testanlage wurde von 2012 auf 2016 verschoben. Klappt die CCS-Technik nicht, hat Oslo bislang nur einen Plan B: den „Ablasshandel“ durch Kauf von Verschmutzungsrechten im Ausland. R. WOLFF, A. JENSEN