Schöner Müll „Ladies Night“? Klingt nach Tupperparty. Oder: Essen, Schnaps und Schmuck aus alten Fahrradschläuchen
: Ohrringe mit Rückgrat

Gib Gummi! Die hier waren mal ein Fahrradschlauch Foto: Luciana Ferrando

Doch, Vorurteile hatte ich viele gegen so eine „Ladies Night“. Ich wusste zwar nicht genau, was damit gemeint ist, aber ich dachte an Tupperware, Sexspielzeug oder ähnliche „Partys“. Und an eine Menge britischer Filme, in denen ältere Damen etwas Neues ausprobieren (kiffen zum Beispiel) und sich kaputtlachen.

Dabei ging es doch nur darum, aus alten Fahrradschläuchen Schmuck zu machen.

Eine Freundin, die regelmäßig solche Kurse anbietet, organisierte einen privaten Workshop nur für uns. Da ich Ketten und Ohrringe am liebsten selbst bastle, sagte ich zu und bot meine Küche an. Kochen gehörte nämlich auch zum „Ladies Program“.

Die Freundin brachte eine Tüte voll mit alten Fahrradschläuchen, Rotwein, Zangen und kleinen Teilen, deren Namen wir nicht kannten. Die anderen Freundinnen kamen mit willkürlichen Zutaten und noch mehr Weinflaschen.

Die alten Fahrradteile waren nicht schwer zu bearbeiten. Fünf Scheren, einige Schnitte, Löcher machen, auffädeln, sich im Spiegel anschauen, Lob und Applaus, noch mal von vorne. Währenddessen: Rotwein, Gespräche und Musik. Stunden vergingen, die Ohrringe in Rückgratsform wurden immer besser.

Dann hatten wir Hunger und improvisierten mit den Zutaten ein Dreigängemenü. Nach dem Essen nahm unsere Kreativität rapide ab. Wir bastelten nicht mehr, tranken dafür aber umso mehr Wein.

Später suchte jede im Internet nach Liedern von früher. Nur manche davon waren uns allen bekannt. Argentinien, Deutschland, Brasilien und Lettland konkurrierten: Wo waren die Hits schlimmer damals?

Eine fing an, wild zu tanzen, und sofort tanzten alle mit. Eine Flasche Schnaps war plötzlich da und kursierte.

Es ist vielleicht doch eine klassische „Ladies Night“, aber es macht Spaß, dachte ich und versuchte dabei, meine neuen Gummistücke an Ohren, Hals und Handgelenk wie Glöckchen klingen zu lassen.

Luciana Ferrando