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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Den Namen des amerikanischen Autors Dashiell Hammett verbindet man vor allem mit seinen berühmten „Hardboiled“-Krimis und den entsprechenden Verfilmungen. Aus Hammetts letztem Roman „Der dünne Mann“ (1934) machte Hollywood jedoch etwas ganz anderes: In der Regie von W. S. Van Dyke entstand eine federleichte Krimikomödie, in der Gangster, Gigolos und Erpresser lediglich Nebenrollen spielen, während der ganz große Auftritt dem sich liebevoll kabbelnden Ehepaar Nick (William Powell) und Nora Charles (Myrna Loy) gebührt. Selbiges vernichtet im Verlauf der Handlung zu jeder Tages- und Nachtzeit vor allem enorm viele Cocktails, schafft es jedoch nebenbei, einen Kriminalfall zu lösen, den man bitte nicht einmal ansatzweise versuchen sollte zu verstehen. (OmU, 18. 12., 21 Uhr, Arsenal 1.).

Stummfilm um Mitternacht im Babylon Mitte ist in dieser Woche Victor Sjöströms Klassiker „Körkalen“ (Der Fuhrmann des Todes, 1921), ein nach einer Vorlage von Selma Lagerlöf entstandenes Drama um die moralische Läuterung eines haltlosen Trinkers, der als letzter Verstorbener des alten Jahres die Seelen der Toten abtransportieren muss. Sowohl die exzellente Trickfotografie als auch die komplexe Erzählstruktur mit Rückblenden in der Rückblende dürfen als wegweisend angesehen werden (O m engl. ZT, 20. 12., 0 Uhr, Babylon Mitte.).

Mit Georges Méliès’ „Le voyage dans la Lune“ (Die Reise zum Mond, 1902), unternimmt das Lichtblick-Kino eine Reise zu den Anfängen des Spielfilms. In seinem kleinen Atelier drehte Méliès inmitten von fantastischen Pappkulissen die Geschichte eines Flugs zum Mond: Gelangweilte Menschen in Barockkostümen unternehmen die gefahrvolle Reise, treffen auf den Mondkönig und entführen dessen Tochter. Zwischendurch tanzen die Mondballerinen. Ständig explodiert irgendetwas, und der Stopp-Trick (der nichts anderes war als der Filmschnitt in der Kamera), mit dem man Dinge oder Menschen beliebig weg- oder herzaubern konnte, findet häufige Anwendung (21. 12., 21.30 Uhr, Lichtblick-Kino).

Keine Weihnachtszeit ohne Henry Selicks tollen Stop-Motion-Animationsfilm „Nightmare Before Christmas“, in dem das Gerippe Jack Skellington die Weihnachtsbescherung vornimmt. Doch da ihm der Sinn des Festes noch fremd ist, finden die Kinder unterm Baum plötzlich Schrumpfköpfe vor. Liebevoll im Stop-Motion-Verfahren gedreht, mit ausdrucksstarken Puppen und Liebe zum makabren ­Detail (OmU, 17. 12.–18. 12., 21.45 Uhr, 19. 12., 21.15 Uhr, 21. 12, 21.30 Uhr, 22. 12., 17.30 Uhr, Babylon Mitte).

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