: Schwuler Muslim geehrt
Queer Bündnis gegen Homophobie verleiht Respektpreis 2015. Zahl homophober Angriffe unverändert
Das Bündnis gegen Homophobie hat am Mittwochvormittag den Respektpreis 2015 an Nasser El-Ahmad verliehen. Es würdigte damit den Einsatz des 18-Jährigen für die Rechte lesbischer und schwuler Menschen in muslimischen Familien. „Was Nasser in seinem Leben erfahren, aber auch geleistet hat, ist beeindruckend“, sagte Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD), die den Preis übergab.
El-Ahmad wuchs in Berlin in einer strenggläubigen libanesischen Familie auf, in der er nach seinem Outing als Homosexueller geschlagen und mit dem Tod bedroht wurde. Mit seiner Geschichte trat er an die Öffentlichkeit, verklagte seinen Vater und zwei Onkel, die jeweils zu einer Gefängnisstrafe von mehreren Jahren verurteilt wurden. Durch seinen offensiven Umgang habe er jungen Menschen in ähnlichen Situationen Mut gemacht, so die Jury. Neben El-Ahmad waren auch der ehemalige Kinderarzt Dr. Jörg Woweries, eine studentische Arbeitsgruppe der UdK und die Aktivistin Annet Audehm nominiert.
Vorfälle genauso zahlreich
Im Rahmen der Preisverleihung stellte Polizeipräsident Klaus Kandt die aktuellen Zahlen homophober Angriffe in Berlin vor. Mit 51 registrierten Vorfällen in der ersten Jahreshälfte 2015 war sie im Vergleich zum Vorjahr unverändert hoch. Kandt betonte jedoch, dass es sich dabei nur um 10 bis 20 Prozent der tatsächlichen Straftaten handele; die überwiegende Mehrheit werde der Polizei gar nicht erst gemeldet.
Das Bündnis gegen Homophobie wies auf die besondere Gefährdung homo- und transsexueller Flüchtlinge hin. Jede Woche meldeten sich mehrere Menschen, die in ihren Notunterkünften Beschimpfungen, Gewalt und sexuellen Belästigungen durch andere Flüchtlinge ausgesetzt seien, berichtete Jörg Steinert, Geschäftsführer des Lesben- und Schwulenverbands Berlin-Brandenburg. HW
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen