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Kreml ignoriert Menschenrechtsurteile

Russland Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte können gekippt werden

MOSKAU rtr | Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) sind für Russland künftig nicht mehr bindend. Präsident Wladimir Putin unterzeichnete ein entsprechendes Gesetz, das am Dienstag auf der Internetseite der Regierung veröffentlicht wurde. Danach kann das russische Verfassungsgericht Urteile des EGMR kippen, die es für verfassungswidrig hält.

Die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte, mit dem Gesetz werde es Opfern von Menschenrechtsverletzungen in Russland unmöglich gemacht, auf dem Weg über internationale Gerichte Recht zu bekommen. 2014 wurde beim EGMR 218 Klagen gegen Russland eingereicht. In 122 Fällen wurde ein Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention festgestellt.

Dabei ging es unter anderem um die Abschiebung von Georgiern 2006 und die Vorführung von Angeklagten bei Prozessen in Metallkäfigen. 2014 sprach der EGMR Aktionären des aufgelösten Öl-Konzerns Yukos 1,9 Milliarden Euro Schadenersatz zu. Die Urteile des Gerichts sind für die Staaten bindend, die die Europäische Menschenrechtskonvention unterzeichnet haben. Dazu gehört auch Russland.

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