: Harte Strafen gegen Ankara
TÜRKEI Die russische Regierung verhängt Wirtschaftssanktion als Reaktion auf den Flugzeugabschuss
Nachdem Russland bereits am Samstag angekündigt hatte, dass für türkische Bürger ab dem 1. Januar 2016 die Visapflicht wieder eingeführt wird, legte Putin am Sonntag einen ganzen Katalog von Wirtschaftssanktionen vor, über die in den türkischen Medien nach dem Motto „Touristen behalten, Arbeiter rausschmeißen“ berichtet wird.
So dürfen russische Firmen ab dem 1. Januar keinen türkischen Arbeitnehmer mehr beschäftigen – für die Baubranche eine kleine Katastrophe. Rund 17 Milliarden Dollar hat die türkische Bauindustrie nach offiziellen Angaben von 2010 bis 2013 in Russland verdient. Eine große Katastrophe kommt auf die türkische Tourismusindustrie zu. Mit vier Millionen Besuchern pro Jahr waren Russen die zweitgrößte Besuchergruppe nach den Deutschen. Ab sofort dürfen russische Reiseunternehmen keinen Urlaub in der Türkei mehr anbieten, türkische Charterflugzeuge, aber auch Türkisch Airlines dürfen in Russland nicht mehr landen.
Auch die Einfuhr türkischer Waren wird weitgehend verboten. Von Elektrogeräten über Autos bis hin zu Lebensmitteln verliert die Türkei auf einen Schlag einen milliardenschweren Markt. Auch für die türkischen Agrarkonzerne ist es vorbei. Türkische Großhandelsketten, die mit Supermärkten in Russland vertreten sind, müssen nun wohl schließen. Die größten Brocken, über die noch nicht entschieden ist, betreffen den Energiesektor. Die Türkei ist nach Deutschland der zweitgrößte Gasimporteur aus Russland. Knapp 17 Milliarden Dollar musste sie dafür 2014 überweisen. Putin will den Gasverkauf nicht stoppen, aber wenn die Krise nicht beigelegt wird, wird die Türkei sich nach anderen Quellen umschauen.
Das gilt auch für die große Pipeline, die Russland durch das Schwarze Meer in die Türkei und nach Griechenland bauen will. Das Projekt wird Ankara jetzt auf Eis legen. Jürgen Gottschlich
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen