: Alte Männer schaffen sich
FREE JAZZ Auch wenn das Festival „Jazz & The Edge of the Plate“ kleiner ausfällt: viel gekonntes Kreischen im Golem!
Dass es mit dem dann drohenden Implodieren des Raum-Zeit-Kontinuums zu tun haben könnte, ist unbestätigt. Aber es liegt nahe zu fragen, warum sich mit Peter Brötzmann und Alexander von Schlippenbach zwei, ähem, Giganten des freien Jazz-Verständnisses beinahe auf der Golem-Bühne begegnen – aber eben nur beinahe: Am Mittwoch macht zunächst der Saxofonist Brötzmann mit dem Trio Full Blast Station am Altonaer Holzhafen, also mit der Steamboat-Switzerland-Rhythmusgruppe Michael Wertmüller, Schlagzeug, und Marino Pliakas, Bass.
„Wenn es Peter Brötzmann nicht gäbe, wäre die improvisierte Musik nicht das, was sie heute ist“: So sagt es im Brötzmann-Porträt des Hamburger Filmemachers Peter Sempel der Schlagzeuger Hamid Drake. Das stimmt – so wie wohl kaum eine Band ihren Namen zutreffender gewählt hat als dieses Trio: Klar können Brötzmann, inzwischen Mitte 70, und die beiden Schweizer auch leise und spannungsvoll hinauszögernd. Aber zu ganz großer Form laufen sie auf, wenn sie sich richtig schaffen dürfen.
„Wenn man mit den richtigen Leuten spielt und es gut läuft, ist es nicht anstrengend“: Das hat Alexander von Schlippenbach, noch mal drei Jahre älter als Brötzmann, mal gesagt, und das Trio, mit dem er am Donnerstag beim etwas eingedampften Festival „Jazz & The Edge of the Plate“ spielt, tja, das scheinen solche richtigen Leute zu sein, mit denen es gut läuft: Mit Saxofonist Evan Parker und Schlagzeuger Paul Lovens spielt von Schlippenbach schon seit 1970 zusammen.
Vor nicht ganz so Langem fand sich in Karlsruhe das Kammerflimmer Kollektief zusammen, am zweiten Abend des sympathischen Kleinfestivals zu erleben. Wo es bei den großen Alten des Free Jazz tutet und fiebert und schwitzt, weiß diese Band umso mehr um den Wert zeitweiser Kontrolliertheit: Da zirpt und zappelt’s, brummt und summt’s, aber wehe, es wiege sich wer in Sicherheit: Diese Zikaden beißen auch. ALDI
Full Blast: Mi, 2. 12., 20 Uhr;Jazz and Schnickeldi: Do, 3. 12., und Fr, 4. 12., 20 Uhr, Golem
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