piwik no script img

Beziehungen auf Eis

Eisschnelllauf Gleich drei Geschwisterpaare starten im elfköpfigen deutschen Team am Wochenende beim Weltcup in Inzell. Hier genießen Gabriele und Hubert Hirschbichler einen Heimvorteil. Warum bloß ist der Eisschnelllauf so oft Familiensache?

Oft im Doppelpack: links die Hirschbichlers, rechts die Dufters Foto: imago

Wer Gabriele und Hubert Hirschbichler erreichen will, muss nur beim Gasthof der 4.000-Seelen-Gemeinde Inzell anrufen. Der gehört den Eltern der Eisschnelllauf-Geschwister Hirschbichler; auch Gabriele und Hubert sind oft hier. Sie sind in Inzell aufgewachsen, trainieren hier, sind hier verwurzelt. Im Familienbetrieb hat Gabriele eine Metzgerausbildung gemacht. Beim DEC Inzell-Frillensee haben sie ihre gemeinsame Trainingsgruppe. Jetzt starten sie beide bei einem Wettbewerb direkt vor ihrer Haustür, dem Eisschnelllauf-Weltcup in der eigenen Gemeinde vom 4. bis 6. Dezember. Als eines von drei deutschen Geschwisterpaaren. Warum eigentlich sind so oft ganze Familien beim Eisschnelllauf unterwegs? Gabriele Hirschbichler lacht: „Ja, das haben wir uns auch schon gefragt.“

Die Familie ist eine dieser Eisschnelllauf-Dynastien: Schon Vater Hubert Hirschbichler war im Eisschnelllauf-Nationalteam; durch ihn werden die Geschwister früh mit dem Sport vertraut, gehen regelmäßig ins Eisstadion. „Durch Papa kannten wir das alles“, so Hirschbichler. Es ist aber auch die Atmosphäre auf dem Dorf, die sie und ihre Geschwister dazu bringt, sich für den Sport des Vaters zu begeistern. Fast alles dreht sich hier um Eisschnelllauf.

Hirschbichler schätzt das Leben im beschaulichen Inzell. Richtig raus war die Kurzstreckenspezialistin in ihrer Karriere nur einmal, in Berlin. Dort bleiben wollte sie nicht. „Wir haben in Inzell einfach super Möglichkeiten“, sagt sie. „Eine der besten Eishallen der Welt, einen jungen und motivierten Trainer, gute Sportmöglichkeiten in der Umgebung.“

Die Hirschbichlers sind nicht die einzige Eisschnelllauf-Dynastie in der Gegend. Die Familie Friesinger stammt gleich aus dem Nachbarort; die Geschwister Jan, Agnes und Anni Friesinger waren alle international erfolgreiche Eisschnellläufer, Vater Georg Friesinger und Mutter Janina Korowicka ebenfalls. In der Trainingsgruppe der Hirschbichlers ist mit Roxanne und Joel Dufter ein weiteres Eisschnelllauf-Geschwisterpaar, das ebenfalls beim Weltcup starten wird. Insgesamt sind dann am Wochenende mit den Beckerts drei Geschwisterpaare im elfköpfigen deutschen Team am Start.

Gabriele Hirschbichler probierte sich als Kind noch in allen möglichen Sportarten aus: Fußball, Tennis und Ski-Rennen. Erst als die ältere Schwester mit Eisschnelllauf anfängt, interessiert sie sich auch dafür. Ein Vater allein, glaubt sie, löse so was nicht aus. „Aber sobald ein Kind den Anfang macht, kommen die anderen Geschwister nach. Dann rutscht man so rein und irgendwie bleibt man dran hängen.“

Ihr Bruder Hubert spielte zunächst Eishockey, kam mit 14 Jahren dann zum Eisschnelllauf. Auch das hat viel mit Familie zu tun: Eine der Tanten überzeugt ihn, und die ist, welch Wunder, Eisschnelllauftrainerin. „Sie meinte irgendwann: Komm, lauf doch mal einen Wettkampf“, erzählt die Schwester. Und das macht er dann. Es bleibt nicht bei einem.

Mittlerweile haben die Hirschbichlers eine Menge Wettkämpfe bestritten. Im November erst waren sie gemeinsam beim Weltcup in Salt Lake City, wo Gabriele Hirschbichler über 1.000 Meter schnellste Deutsche war und mit einer persönlichen Bestzeit Platz 8 erreichte. Auch diesmal hofft sie auf eine Platzierung unter den Top Ten. An neue Weltrekorde wie beim Turnier in Salt Lake City glaubt sie zwar nicht, trotzdem ist sie in Bezug auf die Geschwindigkeit optimistisch: „Es wird sehr schnelle Zeiten geben.“

„Wenn ein Kind anfängt, kommen die Geschwister nach und rutschen rein“

GabRiELE Hirschbichler

Für die 31-Jährige geht es in den Herbst der Karriere; die letzten Hirschbichlers im Eisschnelllauf werden die Geschwister dennoch nicht sein. „Wir haben neun Cousinen“, sagt Hirschbichler. „Alle neun machen Eisschnelllauf.“

Alina Schwermer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen