: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Mit seinem letzten Film „Dieses obskure Objekt der Begierde“ (1977), einer Verfilmung von Pierre Louys Roman „La femme et le pantin“, kehrte Luis Buñuel zum klassischen Thema des Surrealismus zurück: der Amour fou. Der alternde wohlhabende Mathieu (Fernando Rey) verguckt sich leidenschaftlich in das Hausmädchen Conchita, das ihn jedoch – zwischen erotischer Verlockung und Verweigerung oszillierend – zum Narren hält. Besonders spannend ist, dass Conchita abwechselnd von zwei Schauspielerinnen gespielt wird: der kühlen Französin Carole Bouquet und der sinnlicheren Spanierin Angela Molina. Ursprüngliches Konzept war das aber wohl nicht: Buñuel kam mit dem etwas hölzern wirkenden Exmodel Bouquet einfach nicht zurecht und ersetzte sie mitten in der Produktion. Am Ende erwies sich das Wagnis als Glücksfall, der zur spannenden Irritation beiträgt (OmU, 24. 11., 21 Uhr, Bundesplatz-Kino).
Zu den großen Klassikern des Film Noir gehört Billy Wilders Romanverfilmung „Double Indemnity“ (1944) von James M. Cain: eine düstere Geschichte um einen als Unfall getarnten Mord zum Zweck eines Versicherungsbetrugs. In klassischer Noir-Manier erzählt der sterbende Versicherungsvertreter Walter Neff (Fred MacMurray) in einer Rückblende, wie er einer skrupellosen Femme fatale (Barbara Stanwyck) verfiel und zum Mord an ihrem Gatten angestiftet wurde. Natürlich bleibt es nicht bei einem Toten, die böse Tat zieht weitere nach sich. Fotografiert ist der Film in der sogenannten Low-Key-Technik: Das tief neben der Kamera platzierte Führungslicht führt zu scharfen Hell-dunkel-Kontrasten, die in den von menschlichen Abgründen erzählenden Noir-Stoffen so beliebt waren. Kameramann John F. Seitz, seit Stummfilmtagen in Hollywood tätig, war ein Experte für diese Lichtsetzung – man erzählt sich von ihm die Anekdote, ein Produzent habe angesichts eines von Seitz ausgeleuchteten Filmsets gefragt, wann endlich das Licht eingeschaltet werde (OmU, 20. 11., 21.30, Brotfabrik-Kino).
Eine Hommage an die Frühzeit des Kinos ist Martin Scorseses „Hugo Cabret“ (2011). Eine sehr freie Geschichte rund um den französischen Filmpionier Georges Méliès (Ben Kingsley), der mit seinen trickreichen Abenteuerfilmen die Unterhaltung im Kino verankerte. „Hugo Cabret“, gleichermaßen Kinderfilm, 3-D-Spektakel und tragikomisches Melodram, verbindet die Tatsache, dass Méliès nach dem Ende seiner Filmkarriere einen Spielzeugladen in einer Metrostation betrieb, mit einer dramatischen Story über die Mechaniken von Bahnhofsuhren (20. 11., 14 Uhr, Kino Kiste).
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