Die Werbepause: Trash as trash can
Diese Werbung für ein – in der Tat im Vergleich mit Einzelfahrscheinen preisgünstiges – Jahresabo geht am Kern des Anliegens vorbei: Wer diese Tasche trägt, darf sich eines ziemlich hippen Teils sicher sein. „Lui Wittong“ heißt es, und es soll gewiss bedeuten, dass man & frau besser Waren mit dem Label „Louis Vuitton“ bevorzuge. Also das Original.
Darf man die BVG-Werbemenschen freundlich darauf hinweisen, dass der Unterschied zwischen Original und Fälschung, beziehungsweise seiner ästhetischen Weiterentwicklung im Labeling des kostbaren Objekts kunstwissenschaftlich gesehen kaum im Sinne eines Gut oder Böse auseinandergehalten werden kann? Das teuer erworbene Accessoire von „Louis Vuitton“ auf angeberische Haltung verweist, die „Lui Wittong“ auf Eleganz und Style nach dem bewährten Copy-&-Paste-Verfahren? So jedenfalls wird kein Jahresabo für öffentliche Verkehrsmittel mehr vertickt – eher der Gedanke beflügelt: Wie fälsche ich ein Ticket so, dass ein*e Kontrolleur*in weder faktische noch stilistische Einwände hat?
In Wahrheit ist dieses Riesenposter an Werbung ein Mahnmal an Schnöseligkeit. Denn es unterstellt in seiner „Ich-haftigkeit“ (Historiker Valentin Groebner über solche Agitation des Unmittelbaren) der angesprochenen Kundschaft eine Intelligenz der gehandicaptesten Art. Glauben die wirklich, irgendein Mensch ginge mit einer solchen Tasche auf die Straße, glaubend, es handele sich um ein Produkt aus der Originalproduktlinie? Insofern: Aus dem Bild spricht der Dünkel von Topchecker – herabschauend auf Kunden, die mehr die Welt anschimmern als dass sie sie durchblicken. Insofern: eine schwere Werbehavarie. JAF
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