Gesichter der Ohnmacht

Söder Bayerns Finanzminister äußert sich gern zum Tagesgeschehen. Im Gesicht des ewigen Kronprinzen hat das Dampfplaudern tiefe Spuren hinterlassen

2004: „Das Betäubungsmittelgesetz muss schnellstens wieder verschärft und der Eigenverbrauch grundsätzlich verboten werden.“

„Schweig, Bub!“ heißt ein fränkisches VolkSstück. Zu diesem Hupfer hätte es noch gepasst.

2006: „Es gibt für die Hartz- IV-Empfänger einen Urlaubsanspruch. Das geht nicht.“

Zwei Jahre später ist alles Bubiartige weg. Was bleibt, ist die pubertäre Fiesheit im Ausdruck.

2010: „Isar 1 ist sicher. Ein bayerisches Kernkraftwerk wird pro Tag dreimal überprüft, jeder Reaktor rund tausendmal im Jahr.“

Auch die Brille brachte keinen Durchblick: 2011 nahm Söder das AKW Isar 1 vom Netz.

2012: „Irgendwann muss jeder bei Mama ausziehen, und die Griechen sind jetzt so weit.“

Söder hingegen blieb und blieb – und bezog von Papa SeehofeR regelmäßig Prügel.

2013: „Seit heute Morgen um neun Uhr wird geklagt.“

Wer sich hier an Hitlers „Seit 5.45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“ erinnert, hat Markus Söders Humor genau verstanden. Eigentlich ging es um den Länderfinanzausgleich.

2015: „Die Zeit unkontrol­lierter Zuwanderung und illegaler Einwanderung kann so nicht weitergehen. Paris ändert alles.“

Was gleich bleibt: Söder will Seehofer sein. Inzwischen schaut er auch so aus. Nur der Rest fehlt.

Fotos: ap, dpa, imago, reuters