: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Die Lichtgestalt-Theorie ist widerlegt
Wesen, die nur aus Licht bestehen – so stellen sich viele Engel vor. Es gibt sie aber auch auf Erden. Wie Franz Beckenbauer. So viel Licht war um ihn, das überstrahlte selbst kleinere Missgeschicke (Steuerhinterziehung, Gazprom-Vertrag, uneheliches Kind). Nun rückt er ins Zentrum der Affäre um die Vergabe der WM 2006. Er unterschrieb eine Vereinbarung mit Jack Warner, einem ehrbaren Fifa-Vize. Alle haben nun Fragen an den Godfather des deutschen Fußballs. Der aber bleibt im Schatten.
2. Flüchtlinge können kostenlos Sport treiben
Ach, hätten wir nur solche Probleme. Die Finanzminister der Länder haben diese Woche entschieden, dass Flüchtlinge weiter kostenlos in Sportvereinen mitturnen dürfen. Wegen eines Schreibens des Finanzministers des Bundes, also Wolfgang Schäuble, hatten einige Klubs befürchtet, wegen dieses Akts der Willkommenskultur die Gemeinnützigkeit entzogen zu bekommen. Man könnte meinen, die Flüchtlingskrise sei ausgestanden. Stattdessen herrscht nun auch bei der CDU humanitärer Notstand. Schäuble und Thomas de Maizière düpierten offen die Kanzlerin.
3. Politische Etikettierung geht doch
Seit Jahren müht sich Foodwatch, dass die Lebensmittel-Ampel auf Verpackungen kommt. Veganer fordern, dass ausgewiesen wird, wenn Fruchtsaft mit Gelatine geklärt wird. Ohne Erfolg. An der Lebensmittelindustrie will Brüssel nicht vorbei. Die EU-Kommission ändert nun doch etwas. Künftig darf auf Produkten aus dem Heiligen Land nicht einfach nur „Made in Israel“ stehen. Stammen sie aus den Siedlungen im Westjordanland, muss das aufs Etikett. Grund für diese Spitze ist der stockende Nahost-Prozess. Rechtsaußen in Israel ätzen, das sei ein neuer Judenstern. Besser: Benjamin Netanjahu hätte sich gleich Rat bei der Lobby von Nestlé und Co besorgt.
4. Google gerät in Polizeikontrolle
In Kalifornien hat ein Motorrad-Polizist ein selbstfahrendes Auto von Google gestoppt, weil es zu langsam unterwegs war. Haben die Programmierer nie den „7. Sinn“ gesehen? Aus gegebenem Anlass zitieren wir die Sendung von 1973: „Es gibt falsche Verhaltensweisen, die besonders häufig bei Frauen am Steuer beobachtet werden. Sie fahren meist vorsichtiger, weil ihnen die Übung fehlt. Sie behindern dann den fließenden Verkehr. Viele Frauen scheuen das Anlegen des Sicherheitsgurts, weil sie Angst um ihren Busen haben. Diese Sorge ist unnötig, sagen Mediziner, wenn der Gurt richtig sitzt.“
5. Ein neues Wort: Smombie
Wie heißt jemand, der die Straße überquert und dabei aufs Handy starrt? „Smombie“. Zusammengesetzt aus „Zombie“ und „Smartphone“, ist der Ausdruck gerade eben Jugendwort 2015 geworden. Google liefert zu dem Begriff gerade mal 6.000 Treffer. Klingt noch nicht sehr lebendig. Jörn Kabisch
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