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Time to say Zaun

STARSCHNITT V Es ist noch nicht lange her, da rissen wir Grenzzäune und Mauern voller Euphorie nieder und feierten die Einheit, die daraus erwuchs. Heute ist der Zaun, der trennt und draußen hält, wieder schwer im Kommen. Wir würdigen seine neue Popularität in fünf Teilen – und mit einem Aufruf zur prophylaktischen Bastelarbeit

Foto: Sandor Ujvari/dpa

von Helmut Höge

Polen wurde in seiner Geschichte mehrmals mit Grenzzäunen aufgeteilt, verschoben und verschwand sogar vorübergehend ganz von der Landkarte. Währenddessen ging jedoch die halbe Gesellschaft und nahezu der gesamte Staat in den Untergrund (zuletzt während der Nazizeit). Vielleicht ist das mit ein Grund, warum man in weiten Teilen Polens keine Zaunpfähle setzt und nichts einzäunt, sondern umgekehrt etwa das Vieh anbindet.

In einigen Siedlungen, wo besonders viele Deutsche hingezogen sind, werden allerdings doch Zaunpfähle gesetzt und Zäune gezogen. Und immer mehr Polen tun es ihnen insofern nach, als sie nun ihre Grundstücke mit Betonzäunen – plot betonowe – sichern. Die Einfriedungen aus Beton sind eine regelrechte Mode geworden. Auch in Irland sind die Deutschen Zaun-Avantgarde. Auf der Insel Achill etwa erwarb ein Deutscher, der eine Amerikanerin geheiratet hatte, ein Grundstück, das er sogleich bis runter zum Meer einzäunte und mit Schildern versah: „Betreten verboten – Privatbesitz“. Er ignorierte dabei sowohl ein altes Wegerecht als auch das ungeschriebene Gesetz, dass der Strand allen gehört. Schon bald waren sämtliche Inselbewohner wütend auf die beiden Ausländer.

Im Weideland Mecklenburg-Vorpommern wurden nach der Wende und der Wiedereinführung privater Landwirtschaften besonders viele neue Zäune gezogen, woraufhin sich dort die gesellschaftskritische Punkrockband „Zaunpfahl“ gründete. Der Refrain eines ihrer Lieder – auf der LP „Leben“ – lautet: „Du hast mich erschossen / Und das fand ich nicht fair / Ich hatte zwar das Messer / Doch du hattest das Gewehr.“ Und Schluss

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