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Demonstration für Frieden in Tel Aviv

Israel Tausende haben am Samstag gegen die israelische Regierung demonstriert. Ministerpräsident Netanjahu begrüßt Installation von Kameras auf dem Tempelberg. Erneut Messerattacken im Westjordanland

Aus Tel Aviv Lissy Kaufmann

Für Frieden, für eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts und gegen die Politik der derzeitigen Regierung: Dafür sind am Samstag in Tel Aviv mehr als 3.000 Menschen auf die Straße gegangen. „Es gibt keinen Frieden ohne politische Lösung“ – „Es gibt eine Besatzung, aber keine Hoffnung“ lauteten einige der Slogans auf den Plakaten der Demonstranten. Sie zogen vom Rabin-Platz aus durch die Straßen der Stadt bis zu Hakirya, dem Hauptsitz der israelischen Armee.

Angeführt haben den Demonstrationszug die Nichtregierungsorganisation Peace Now und die linksliberale Partei „Meretz“. Die Parteivorsitzende Zehava Galon fand in ihrer Rede harsche Worte für den Premierminister: „Das Einzige, was die Netanjahu-Regierung zu bieten hat, ist uns zu bewaffnen und jedem, der wie ein Terrorist aussieht, in den Kopf zu schießen. Diese Regierung ruft zu einem Boykott der arabischen Bürger Israels auf, erlaubt es, Menschen zu töten und gegen die Linke zu hetzen“, zitierte Ha’aretz die Knesset-Abgeordnete. Der Vorsitzende von Peace Now, Yariv Oppenheimer, warf der Regierung vor, sie habe das Land gewalttätig, rassistisch und hoffnungslos gemacht.

Unterdessen bemühte sich US-Außenminister John Kerry am Wochenende, den Streit um den Tempelberg zu schlichten. Dieser ist einer der Hauptauslöser für die derzeitige Terrorwelle und die zahlreichen Messerattacken auf Israelis.

Nach einem Treffen mit Jordaniens König Abdullah und dem palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas sagte er am Samstag in Amman, Israel habe einer Rund-um-die-Uhr-Überwachung des Tempelberges zugestimmt. Zu Beginn der wöchentlichen Kabinettssitzung bekräftige Premier Netanjahu Israels Interesse daran, in allen Bereichen des Tempelberges Kameras aufzustellen: „Zum einen, um die Behauptung zu widerlegen, dass Israel den Status quo ändern möchte. Zum anderen, um zu zeigen, woher die Provokationen wirklich kommen“, so Netanjahu.

Muslime nennen den Tempelberg Haram al-Scharif. Mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist er einer der heiligsten Orte des Islams. Für Juden ist es der Ort, an dem zuvor der erste und zweite Tempel standen. Auch wenn sie dort nicht beten dürfen, kommen Jahr für Jahr immer mehr jüdische Besucher auf den Tempelberg, was die Muslime als Provokation auffassen. Sie befürchten, dass die israelische Regierung den Ort wieder jüdisch machen möchte

„Israel bestätigt noch einmal seine Zusage, den Status quo auf dem Tempelberg aufrechtzuerhalten“, bekräftigte Netanjahu. Das bedeute weiterhin, dass Muslime auf dem Tempelberg beten, während Nichtmuslime den Berg nur besuchen dürfen. Außerdem betonte Netanjahu die historische Bedeutung Jordaniens und begrüßte eine verstärkte Koordinierung mit der jordanischen Waqf-Stiftung, die den Tempelberg verwaltet.

Am Sonntag stachen zwei als orthodoxe Juden verkleidete Palästinenser im Westjordanland auf einen Israeli ein und verletzten ihn leicht, wie das Militär mitteilte. Der Angegriffene habe selbst noch auf die beiden Männer geschossen, die daraufhin geflüchtet seien.

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