: Am Fließband sind noch Plätze frei
ARBEIT II Mercedes startet ein konzernweites Programm zur Integration älterer ArbeitnehmerInnen mit einer Ausstellung im Universum. Die zeigt die Welt als ein lebenslanges Assessement-Center
Markus Schäfer, Bereichsvorstand bei Mercedes
Die Arbeit neu zu erfinden hat sich Mercedes vorgenommen. Und das von Bremen aus. Markus Schäfer, Bereichsvorstand Produktion, meint damit, den demografischen Wandel im Betrieb stärker zu berücksichtigen. Denn älter werden wir alle. Am Freitag ging das Projekt mit der Sonderausstellung „Ey Alter“ im Science-Center-Universum an den Start.
Wie man auch im Alter seinen Beitrag leisten kann, steht dort überall an der Wand, und dass man dank Erfahrung und zwischenmenschlicher Kompetenz noch etwas wert ist. „Kristalline Intelligenz“, nennen die das. Nur Mühe muss man sich geben, lebenslang lernen und das Beste aus sich herausholen.
Weil das Universum ein Mitmach-Museum ist, gibt es viel zu tun: Da gilt es, springend hohe Knöpfe zu erreichen und Metallstangen zu pressen, um die Kraft der Hände zu ermitteln. Vor allem aber drückt man auf Touch-Screens herum, um allerlei Psychospielchen zu machen.
Virtuelle Teams müssen gebildet werden, die Spendenläufe organisieren und Bärenüberfälle am Lagerfeuer überleben sollen. Erfolge und Blamagen werden auf der „EyCard“ gespeichert und am Ende gibt’s eine Urkunde. Das Assessment-Center als Spaß für die ganze Familie. Mercedes hat diesen TechnoSpielplatz als Teil der neuen „Demografie-Initiative“ entworfen.
Dahinter steckt allerdings noch mehr: Spezielle Programme sollen Führungskräfte sensibilisieren und dazu anhalten, die Belegschaft altersmäßig zu mischen.
Die Ausbildung im Bremer Werk ist hierfür Vorbild für den gesamten Konzern. Über einen „Demografie-Spiegel“ sollen zudem Weiterbildungs- und Gesundheitsprogramme passgenau eingerichtet werden. „Wir wollen, dass alle Beschäftigten gesund bis zur Rente bei uns arbeiten können“, sagt Michael Brecht, Vorsitzender von Daimlers Gesamtbetriebsrats – damit die Generationen voneinander profitieren könnten.
Und wie die Arbeitgeberseite ergänzt, natürlich auch die Umsätze: „Der Mensch ist der entscheidende Erfolgsfaktor in unserer Hochleistungsorganisation“, sagt Schäfer.
Die Jugendlichen, die dank Herbstferien an den Geräten im Universum Schlange stehen, machen vor, wie die Wirtschaft sich das Leben vorstellt: immer im Training und immer im Test.
Oben an der Wand ist ein Bild des Norwegers Magnus Carlsen zu sehen, der mit 23 Jahren Schachweltmeister wurde: Ein junger Mensch brilliert im vermeintlichen Sport der Alten. Von den Kategorien „jung“ und „alt“ will Daimler sich verabschieden, heißt es.
Hat man den Parcours überstanden, gilt es noch eben abzuhaken, ob man seine Daten der Wissenschaft überlässt. Und dann bekommt man schwarz auf weiß, was man immer schon ahnte: dass man ein Pessimist mit starkem Händedruck ist und als „Spezialist“ so recht nicht zu gebrauchen ist für die schöne neue Welt. Jan-Paul Koopmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen