: 5 Dinge, die wir diese Woche gelernt haben
Lektionen
1. Kanada hat seinen Kennedy
Justin Trudeau heißt Kanadas neuer Premierminister. Seine liberale Partei holte bei den Wahlen am Montag die absolute Mehrheit. Trudeau ist mit 44 schon eine schillernde Figur: Ex-Bungeespringer, Ex-Boxer, Ex-Schauspieler und dazu noch Sohn von Pierre Trudeau, der Kanada insgesamt 15 Jahre regierte. Der junge Premier kündigte eine neue Außenpolitik an. Was Klima, Krieg und Flüchtlinge angeht, will er den Kurs seines konservativen Vorgängers Stephen Harper verlassen. Zu Ceta, dem Freihandelsabkommen mit der EU, sagte Trudeau allerdings – nichts.
2. Niersbach weiß nichts
Man blickt kaum noch durch im DFB-Skandal. Selbst der Mann im Zentrum gibt sich den Anschein, dass es ihm ganz ähnlich geht. Wolfgang Niersbach weiß nur eines ganz sicher: dass die WM 2006 nicht gekauft war. Die schwarze Kasse mit 6,7 Millionen Euro, um die sich die Affäre dreht, ging seiner Darstellung nach an die Fifa und diente dazu, dass der Weltfußballverband im Gegenzug 250 Millionen lockermacht. Nur: Irgendwie klingt das auch wie Schmiergeld, gerade bei einer so seriösen Organisation wie dem Blatter-Clan.
3. Das Ende der 1,99 naht
1,65 Cent kostet die Herstellung einer Centmünze, 1,94 Cent das 2-Cent-Stück. Den europäischen Zentralbanken ist das zu teuer. Sie denken über die Abschaffung der Münzen nach. Irland hat nun eine Regelung eingeführt, die schon in anderen Ländern gilt. In Geschäften sollen die Endpreise auf 5-Cent-Beträge gerundet werden. Nach Angaben der Bundesbank bereiten sich die Deutschen schon auf das Ende der Kleinstmünzen vor. Die Sparernation hortet sie lieber, als damit zu bezahlen.
4. Nicht Hitler war ’s, der Mufti
Benjamin Netanjahu ist für seine schrägen historischen Ansichten bekannt. In dieser Woche meinte er, Amin al-Husseini, der Großmufti von Jerusalem, ein erklärter Antisemit, habe Hitler bei einem Treffen zur Vernichtung der Juden gedrängt. Er schob damit quasi nebenbei den Palästinensern die Verantwortung in die Schuhe. Zwar nahm Netanjahu seine Worte teilweise zurück, denn bei dem Treffen 1941 waren die Pläne für die sogenannte Endlösung bereits weit gediehen. Aber von Verschwörungstheorien bleibt aller Erfahrung nach immer etwas zurück.
5. Phantome werden mächtiger
Henriette Reker, die neue Kölner Oberbürgermeisterin, muss gerade aus der Anonymität heraus regieren. Sie hat zwar die Intensivstation verlassen, wird im Krankenhaus aber total abgeschottet. Nicht im Rampenlicht zu stehen muss jedoch kein Nachteil sein. Wie man das ausnutzt, zeigt John Cryan. Der neue Kovorsitzende der Deutschen Bank hat dem Institut den größten Umbau seit Jahrzehnten verordnet. Geschäftszweige werden abgespalten, darunter das umstrittene Investmentbanking, und auch den Vorstand organisiert der Brite neu: Dort werden künftig mehr Frauen Platz nehmen. Obwohl schon über hundert Tage im Amt, wurde Cryan in der Öffentlichkeit bisher nicht gesehen. Selbst bei der Pressekonferenz nächste Woche, in der er seine Strategie persönlich erläutern will, wird er nicht am Mikrofon sitzen, sondern nur am Telefon. Jörn Kabisch
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