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Studieren geht über Probieren

Hochschule Die FU soll sich mehr für Flüchtlinge öffnen und deren Abschlüsse unbürokratisch anerkennen, fordern Studierende

Mohammed Jouni hat es geschafft. Obwohl er lange nur geduldet war, studiert er heute Medizin an der Charité. Dank einer engagierten Lehrerin konnte er von der Hauptschule auf die Realschule wechseln; später ließ ihn eine Schulleiterin ans Gymnasium, obwohl er keine ausreichenden Papiere hatte. „Ich finde es schrecklich, dass mein Leben so sehr vom Glück abhing“, sagte er am Dienstag vor rund 500 Studenten an der Freien Universität (FU). „Bildung sollte rechtlich verankert sein.“

Auf einer Vollversammlung am Mittwochmittag forderten die Studierenden ihre Universität auf, geflüchteten Menschen unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus den Hochschulzugang zu ermöglichen und Studiennachweise und Abschlüsse formlos anzuerkennen. „Die FU hat einen Handlungsspielraum, den sie nutzen könnte“, sagte Johanna Rose-Jastram vom Asta der Uni. „Bei Geflüchteten, die noch keine Ausweise und keinen Aufenthaltsstatus haben, kann die Uni Duldungspapiere akzeptieren.“ Auch Zeugnisse und Abschlüsse könne die FU anerkennen, selbst wenn Geflüchtete sie nicht in Papierform dabei hätten, sondern vielleicht nur als Foto, ergänzte Simon Toewe von der Hochschulgruppe La:iz.

Lange Zeit abgestempelt

Bis Mitte September hatte die Ausländerbehörde Geflüchteten „Darf nicht studieren“ auf die Duldungspapiere gestempelt. „Den Stempel gibt es zum Glück nicht mehr“, sagte Rose-Jastram. „Trotzdem existieren noch einige Hürden für Geflüchtete, die hier studieren wollen“.

Die FU bietet mit ihrem Programm „Welcome@FUBerlin“ ab November Lehrveranstaltungen und Zusatzangebote an, an denen „Studieninteressierte mit Flüchtlingshintergrund“ kostenlos teilnehmen können. Ab dem Sommersemester sollen sie dafür auch Leistungsnachweise bekommen, die sie sich für ein späteres Studium anrechnen lassen können. Zu dem Angebot gehören Deutschkurse und der Kurs „Berlin- und Deutschlandstudien“, der 90 TeilnehmerInnen den Einstieg in ein reguläres Studium in Deutschland erleichtern soll. „Außerdem werden die Fachbereiche Seminare für Geflüchtete öffnen“, sagte FU-Sprecher Carsten Wette der taz. Die FU unterstützt Mentoring-Programme, mit denen Geflüchtete im Studium unterstützt werden sollen, und will Interessierte zu „Deutsch als Fremdsprache“–LehrerInnen ausbilden.

Doch den Studierenden geht das Konzept der Universität nicht weit genug. „Das ist nur ein besseres Gasthörerprogramm“, kritisierte Toewe gegenüber der taz. „Wer hier studieren möchte, sollte einen gleichwertigen Hochschulzugang bekommen, also Leistungsnachweise erwerben können und das Fach studieren, dass er oder sie möchte.“ Das Programm müsse daher ausgebaut werden.

Eine zweite große Hürde für Geflüchtete sei die Finanzierung ihres Studiums, berichtete Johanna Rose-Jastram. Wer eingeschrieben sei, bekomme keine Leistungen nach dem Asylgesetz. „Bafög kann man erst nach mindesten 15 Monaten legalem Aufenthalt beantragen, und ihr wisst ja selbst, dass es dann auch noch ein halbes Jahr dauern kann, bis man das Geld kriegt“, sagte sie während der Vollversammlung.

Die Studierenden forderten auch, Gebäude der FU als Unterkünfte für Geflüchtete zu nutzen, einen Solidaritätsfonds für geflüchtete Menschen an der Uni einzurichten und jegliche Forschung an der FU, die der Abschottung Europas und der Kriegsforschung dienen, einzustellen. Uta Schleiermacher

Die FU informiert heute um 10 Uhr im Hörsaal A des Henry-Ford-Baus, Garystraße 35, über Studienmöglichkeiten für Geflüchtete. Geflüchtete können sich außerdem an der Technischen Universität und an der Humboldt-Universität für Gasthörerprogramme einschreiben

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