Die Bespaßung bleibt stets sauber

KONZERT Das Londoner Quartett Django Django spielt im Postbahnhof Britpop als Maxiversion

Eine lahme Leuchtschrift läuft über das Dach des „Living Levels“ genannten Wohnturms an der Eastside Gallery. Unten bewegt sich eine feierlich gekleidete Menschenmenge auf die Mercedes-Benz-Arena zu. Richtig, da spielen U2, an diesem Dienstagabend zum vierten und vorerst letzten Mal. Nicht ganz so feierlich gekleidete Menschen schließen ihre Fahrräder an den Bauzäunen vorm Postbahnhof ab, denn dort, im irgendwie jetzt „Pstbhfclb“ oder so ähnlich genannten Veranstaltungssaal spielen Djan­­go Django.

Django Django kommen aus London und klingen sehr britisch. Sie haben bisher zwei Alben veröffentlicht, ihr zweites, „Born under Saturn“, ist kürzlich erschienen. Die Reminiszenz an Django Reinhardt ist vielleicht kein Zufall, aber Jazz machen sie nicht. Was sie machen, ist ungefähr zwischen Ride und Blur anzusiedeln, also Shoegazer-Pop, der nicht weit von Madchester entfernt lebt: Die Disco muss immer mit, auch wenn sie eine Stampfdisco ist. Immer schön auf die 1, die 2, die 3 und die 4.

Der Unterschied ist aber nicht nur, dass seit 1995 20 Jahre vergangen sind. Die vier Musiker aus London sind noch durchaus jung, aber sie addieren Rock ’n’ Roll und den Soundtrack von „Pulp Fiction“ dazu; es gibt eine Surfgitarre, schön viel Dängeldängel, reichlich Hall und sehr schönen Harmoniegesang, mit dem der Mischer an diesem Abend zu kämpfen hat.

Django Django leisten es sich, das Konzert gleich mit zwei Hits zu beginnen, mit „Hail Bop“ vom Debütalbum und der aktuellen Single „First Light“. Danach bleibt das Partylevel durchgehend oben. Die Stücke ufern zu Partytracks aus, zu Maxiversionen ihrer selbst; der Beat, der Rhythmus ist der, bei dem alle mitmüssen: Zwischendurch wird auf alles getrommelt, was betrommelt werden kann, und man ist nur froh, dass diese jungen Leute es in geschlossenen Räumen tun und nicht etwa tagsüber in Stadtparks.

Überhaupt gehört die Ibiza-Wellness-Hotel-Animation inzwischen zum Standardprogramm, und siehe da, auch das funktioniert: Man hebt die Hände zum Himmel, kniet nieder, um auf Kommando hochzuspringen, und hüpft herum. Partyspaß mit Royal-Air-Force-Zeichen und Acid-Smiley, und irgendwo in dieser rauschhaften, aber stets sauber bleibenden Bespaßung spielen Django Django weitere Hits wie „Love is Dirt“, „Life’s a Beach“ oder „Default“.

All das klingt irgendwie nach Hall und Delay-Effekten. Surf und Disco, Blur und Blondie, Ride und Rave, auf diese simplen Formeln muss man erst mal kommen. David Maclean, Vincent Neff, Jimmy Dixon und Tommy Grace beherrschen Publikum und Material, sie wechseln munter ihre Positionen und zuweilen wechseln sie Gäste ein, die dann Saxofon spielen. Das hat wenig von einer traditionellen Bandeinteilung, sondern wirkt, als ob sie schon mal ein Konzert von Caribou besucht hätten. In den schwächeren Momenten ist das Getrommel nur ein Getrommel, und die Songs beginnen sich von fern zu ähneln – trotzdem bleibt das so viel besser als alles von – wer erinnert sich noch – The Drums oder von Post-Britpop-Bands wie den Kaiser Chiefs.

Und wie waren U2 so? Die immer noch lahme Leuchtschrift auf dem „Living Levels“ verrät es nicht. René Hamann