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Geburtsvorbereitung und Blasensprung

Plagiatsvorwürfe Hochschule überprüft Doktorarbeit von Verteidigungsministerin von der Leyen

BERLIN/HANNOVER dpa | Plagiatsjäger werfen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (56) Regelverstöße in deren medizinischer Doktorarbeit vor. Die 1990 erschienene Arbeit zur Frauenheilkunde enthalte „zahlreiche wörtliche und sinngemäße Textübernahmen, die nicht als solche kenntlich gemacht sind“, heißt es auf der Internetseite VroniPlag Wiki, wo Nutzer ihre Erkenntnisse zusammentragen. Bisher seien auf 27 der insgesamt 62 Textseiten Plagiatsfundstellen dokumentiert. Die Medizinische Hochschule Hannover überprüft auf Wunsch der Ministerin die Arbeit. Erste interne Ergebnisse werden für die nächsten Tage erwartet.

Von der Leyen wehrte sich gegen die Kritik. „Den Vorwurf des Plagiats kann ich zurückweisen“, sagte die CDU-Vizevorsitzende den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Sie habe Ende August „von den Aktivitäten im Netz“ erfahren. Noch am selben Tag habe sie die Hochschule gebeten, die Dissertation „durch eine fachkundige und neutrale Ombudsstelle überprüfen zu lassen“.

Aus den Auswertungen auf VroniPlag Wiki zu von der Leyens Arbeit geht hervor, dass drei der beanstandeten Seiten zwischen 50 und 75 Prozent Plagiatstext enthalten und fünf Seiten mehr als 75 Prozent. Der Juraprofessor Gerhard Dannemann von der Berliner Humboldt-Universität, der seit Jahren bei VroniPlag mitarbeitet, sagte Spiegel Online“, die Arbeit sei „eher ein mittelschwerer als ein schwerer Fall“. Problematisch finde er Hinweise auf Quellen, in denen der zitierte Inhalt gar nicht zu finden sei. „Das ist im medizinischen Bereich besonders gefährlich.“

Von der Leyen promovierte im Bereich Frauenheilkunde. Der Titel der Arbeit lautet: „C-reaktives Protein als diagnostischer Parameter zur Erfassung eines Amnioninfektionssyndroms bei vorzeitigem Blasensprung und therapeutischem Entspannungsbad in der Geburtsvorbereitung“.

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