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„Ganz egal, wie viele Arme“

FUSSBALL Werder Bremen spielt für mehr Inklusion. Die „Aktion Mensch“ will zusammenführen

Aktion Mensch
Sascha Decker

47, ist evangelischer Theologe und Sprecher des Vereins „Aktion Mensch“.

taz: Herr Decker, Homosexualität und Depressionen gelten im Profifußball nach wie vor als Tabuthemen. Gehört Behinderung auch dazu?

Sascha Decker: Wir nehmen da eine andere Sache wahr: Im Fußball steht der Zusammenhalt im Vordergrund. Wer Grün-Weiß trägt, ganz egal, wie viele Arme er hat, gehört dazu. Im Alltag gibt es zu wenig Gelegenheiten, mit Menschen mit Behinderung in Kontakt zu treten. Viele sind sich unsicher, wie sie jemandem mit einem Stumpf die Hand geben sollen, oder ob sie einem Rollstuhlfahrer vor dem hohen Supermarktregal helfen sollen. Im Fußballstadion sind diese Unterschiede zweitrangig.

Wie soll da ein „inklusiver Spieltag“ helfen?

Die Bilder eines selbstverständlichen Miteinanders sind einfach wichtig. Es geht uns darum, einen weiteren Akzent zu setzen – mit einer bildstarken Aktion. Die Umsetzung in der Realität wird am Ende aber nicht an „inklusiven Spieltagen“ hängen.

Woran dann?

Einerseits am Umdenken in den Köpfen der Menschen, andererseits an einer lebenspraktischen Barrierefreiheit. Wir wären schon viel weiter, wenn Menschen mit Behinderung eine gute Wahlfreiheit hätten – wenn Eltern etwa entscheiden können, ob sie ihr Kind auf eine Förderschule oder eine wohnortnahe Regelschule schicken.

Und das geht noch nicht?

Ich kann natürlich keine Wahl­freiheit anbieten, wenn keine Schule in der Nähe barrierefrei ist. Wir sind da noch am Anfang. Bremen ist anderen Ländern allerdings ein Stück voraus. Hier wird schon viel gemeinsamer Unterricht angeboten. Die Fankultur rund um die Bundesliga-Stadien ist da vielleicht noch weiter, etwa mit Live-Blindenreportagen für Sehbehinderte.

Wie kann Inklusion im Profisport funktionieren?

Der Behindertensport möchte gemeinsame Wettkämpfe vorbereiten, gemeinsame Leistungszentren aufbauen – die Sportler selbst können dennoch in verschiedenen Kategorien gewertet werden. Eine Vergleichbarkeit der Sportler mit und ohne Behinderung ist oft schwierig. Das zeigt auch die Diskussion um den Weitspringer Markus Rehm, der mit einer Prothese springt.

Stößt die Inklusion da an eine Grenze?

Nein, überhaupt nicht. Bei der Inklusion geht es nicht darum, dass alle das Gleiche können, sondern darum, dass alle dabei sein können.

Interview: Laurin Meyer

„Gemeinsam für Inklusion“, 15.30 Uhr, Weserstadion

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