Präsidentenwahl in Guatemala: Schummeln hat ihm nicht geholfen

Der Konservative Baldizon zieht seine Kandidatur zur Präsidentschaft zurück. Jetzt tritt eine Sozialdemokratin gegen den Kandidaten des Militärs an.

Bislang galt der konservative Manuel Baldizón als Favorit im Rennen um die Präsidentschaft in Guatemala. Foto: reuters

TEGUCIGALPA taz | Sandra Torres wird am 25. Oktober gegen den politischen Newcomer Jimmy Morales in die Stichwahl um das Präsidentenamt ziehen. Das steht seit dem Rückzug von Manuel Baldizón fest. Dieser wurde am Mittwoch vom Wahlgericht bestätigt.

Mit den Worten „Alles ist ein Betrug“ verabschiedete sich der 45-jährige Unternehmer, der aus dem nördlichsten Verwaltungsbezirk Petén stammt, aus dem Rennen. Obendrein gab er den Posten als Generalsekretär der konservativen Partei der „Erneuerten Demokratischen Freiheit“ (Líder) auf und will auch sein Mandat als Abgeordneter niederlegen. In Guatemala hat das eine Welle von Schadenfreude nach sich gezogen, denn Baldizón hat sich vor allem über Unregelmäßigkeiten bei den Wahlen in den ländlichen Regionen echauffiert.

Doch genau dort ist seine Partei neben der sozialdemokratischen „Einheit der Hoffnung“ (UNE) der Kandidatin Sandra Torres, überaus stark vertreten. Torres profitiert von der Entscheidung ihres Konkurrenten, den viele Guatemalteken in den sozialen Netzwerken als beleidigte Leberwurst bezeichnen, weil seine Pläne für die Übernahme der Präsidentschaft nicht in Erfüllung gegangen sind. Dabei hat sich der Multimillionär, der im Petén öffentliche Grundstücke für Spottpreise erwerben konnte und den dortigen Internetdienstleister sein Eigen nennt, selbst nicht an die Spielregeln gehalten.

Ein Mann mit dubiosem Geschäftsgebaren

Laut dem obersten Wahlgericht hat er für seine Kampagne fast doppelt so viel Geld ausgegeben, wie erlaubt und dabei auch mit Wahlgeschenken die Ärmsten der Armen an die Urnen gelotst. Das belegen Fotos und Videos im Internet, die zeigen, wie Umschläge mit bis zu dreihundert Quetzales-Banknoten (umgerechnet 35 Euro) überreicht wurden. Gepostet wurden sie von Guatemalteken, die es sich bei diesen Wahlen nicht verbieten ließen, Unregelmäßigkeiten zu dokumentieren.

Dass Baldizón rund die Hälfte seines Wahletats von einem Netzwerk von Unternehmen erhielt, hat das Online-Magazin Nómada erst kürzlich aufgedeckt. Recherchen der UN-Kommission gegen die Straflosigkeit in Guatemala (CICIG) könnte die andere Hälfte von Drogenkartellen kommen, die in Guatemala vor allem in Norden an der Grenze zu Mexiko agieren. Dort liegt der Petén - Baldizóns politische Basis.

Mit dem Abschied des konservativen Strippenziehers beginnt in Guatemala die entscheidende Runde. Es wird sich zeigen, ob in Guatemala erstmals eine Frau in den Präsidentenpalast einziehen wird oder ein Komiker am Halsband der Militärs.

Hinter Jimmy Morales steht nämlich eine Riege von Ex-Generälen, die die rechts-konservative „Front der nationalen Annäherung“ (FCN) gegründet haben. Auf Listenplatz eins steht Ex-General Edgar Ovale, der für mehrere Massaker zu Beginn der 1980er Jahre im Siedlungsgebiet der Ixil-Maya verantwortlich gemacht wird. Menschenrechtsanwälte überlegen derzeit, eine Klage gegen Ovalle einzureichen. Das wäre ein Schlag gegen die traditionellen Machtstrukturen.

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