piwik no script img

Zu müde für den entscheidenden Wurf

Basketball Die deutsche Mannschaft verliert gegen Serbien, zeigt aber, dass sie bei der Europameisterschaft auch gegen die Favoriten mithalten kann – jedenfalls solange die NBA-Profis Dirk Nowitzki und Dennis Schröder auf der Höhe ihres Könnens sind

Knapp verloren ist auch frustrierend: Dennis Schröder und Dirk Nowitzki Foto: dpa

von Thomas Winkler

Es war die erwartete Niederlage, aber eine, die Hoffnung gab. Zwar verlor die deutsche Basketball-Nationalmannschaft am Sonntag ihr zweites Spiel der Europameisterschaft 66:68 gegen Serbien. Aber die junge, zudem ersatzgeschwächte deutsche Mannschaft hielt überraschend lange gut mit gegen die hoch gehandelten Serben, die am Tag zuvor den mit NBA-Profis gespickten Mitfavoriten Spanien beim 70:80 nicht wirklich eine Chance gelassen hatten.

Die Deutschen dagegen hatten sich beim 71:65-Auftaktsieg gegen den krassen Außenseiter Island noch wenig überzeugend präsentiert. Das änderte sich gegen Serbien, vor allem dann, wenn Dirk Nowitzki und Dennis Schröder auf dem Parkett in der Berliner Arena standen. Wenn die als tragende Säulen des deutschen Spiels vorgesehenen NBA-Profis harmonierten, war die DBB-Auswahl dem amtierenden Vizeweltmeister sogar ebenbürtig.

Die beiden waren früh gut ins Spiel gekommen. Bereits der allererste Wurf von Nowitzki, sein gefürchteter Sprungwurf im Rückwärtsfallen, rauschte durch den Korb, und der ungemein schnelle Schröder zog mehrmals erfolgreich zum gegnerischen Korb. In diesen ersten Minuten konnten die Deutschen das Spiel gegen den großen Favoriten offenhalten, auch weil vor allem Center Tibor Pleiß eingebunden werden konnte –da gingen die deutschen sogar 13:9 in Führung.

Nowitzki muss mehr spielen, als ihm lieb ist – und dem deutschen Team guttut

Dann allerdings bekam Nowitzki seine erste Pause und Pleiß musste mit zwei schnellen Fouls auf die Bank. Prompt wurden die Räume für Schröder enger, ohne den langen Pleiß holten die Serben plötzlich Offensiv-Rebounds, unglaubliche 12 nur in der ersten Halbzeit, und gingen zum Ende des ersten Viertels mit 19:18 in Führung. Dieser Rhythmus bestimmte die Partie: Die Deutschen gingen in Führung, die Serben holten auf, wenn Nowitzki und Schröder Pausen bekamen. Trotzdem blieb das Spiel bis zum Ende offen, dann trafen Nowitzki und Schröder mit schweren Beinen die entscheidenden Würfe nicht mehr. Stattdessen versenkte Nemanja Bjelica in der dramatischen Schlussphase für die Serben 0,9 Sekunden vor Schluss einen eigentlich unmöglichen Wurf von der Außenlinie.

Die Lehre, die Bundestrainer Chris Fleming aus dem Auftritt gegen Serbien ziehen wird: Wenn die Deutschen die K.o.-Runde erreichen und sich die theoretische Chance auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio erhalten wollen, dann wird der 37-jährige Nowitzki wohl mehr spielen müssen, als ihm lieb ist – und der deutschen Mannschaft guttut. Denn ein müder Nowitzki schafft zwar immer noch Freiräume für Schröder und Pleiß oder auch die Distanzschützen wie Anton Gavel, aber er selbst trifft dann eben auch seine Würfe nicht mehr so sicher – und ist in der Verteidigung ein noch größerer Unsicherheitsfaktor als sonst schon. Aber bereits im Vorfeld waren allzu viele Alternativen auf der Power-Forward-Position ausgefallen. Maxi Kleber verletzte sich am Fuß, Daniel Theis wurde an der Schulter operiert, Elias Harris am Finger und Tim Ohlbrecht sagte auch ab. Beim mühevollen Sieg gegen Island war dann auch noch Robin Benzing, der gewöhnlich für Nowitzki ins Spiel kommt, umgeknickt und musste sich das Spiel gegen Serbien mit einer Bänderdehnung im Sprunggelenk von der Bank aus ansehen. Immerhin, so der Profi von CAI Saragossa vor dem Spiel am Sonntag, sei er „zuversichtlich, dass es am Dienstag gegen die Türkei wieder geht“. Dann – nach einem Ruhetag am Montag – können Nowitzki und Schröder auch wieder auf ausgeruhte Beine bauen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen