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Archiv-Artikel

Kleine Rabatte unter Freunden?

WAHLKAMPF Eine Gruppe Unternehmer schaltet in der „Nordwest-Zeitung“ eine Anzeige, in der sie für die schwarz-gelbe Koalition wirbt – für einen guten Preis

Endspurt im Wahlkampf: Wer jetzt noch die Wähler erreichen will, schaltet eine Anzeige in der Tagespresse. Eine Gruppe von Wirtschaftsköpfen aus dem Oldenburger Raum plant das: In einer ganzseitigen Annonce in der Nordwest-Zeitung (NWZ) wollen sie mit einer von 18 Personen unterzeichneten Erklärung die Leser überzeugen, die schwarz-gelbe Koalition wiederzuwählen. „Noch nie ging es uns so gut“, schreiben die Unternehmer.

Für die Anzeige, die für die Gesamtausgabe des Blattes mit knapp 120.000 verkauften Exemplaren geplant wurde, hat der Verlag den Wirtschaftskapitänen einen satten Rabatt eingeräumt, wie aus einem der taz vorliegenden Schriftwechsel der Unterzeichner hervorgeht. 8.547 Euro inklusive Mehrwertsteuer seien ihnen als „einmaliger Sonderpreis“ berechnet worden. Der normale Preis für eine ganzseitige Anzeige im gesamten Verbreitungsgebiet liegt nach Auskunft der Anzeigenabteilung der NWZ allerdings bei 12.448,80 Euro – und zwar zuzüglich Steuer.

Einer der Unterzeichner und, wie sich den vorliegenden E-Mails entnehmen lässt, Hauptinitiator der Kampagne ist Jürgen Viertelhaus, Vorstandsvorsitzender des Oldenburger Automobilzulieferers Vierol und regelmäßiges Objekt wohlwollender Berichterstattung der NWZ. Der Unternehmer trat auch als Mitorganisator von Veranstaltungen des „Clubs 2013“ auf.

Dieser Club, ein Zirkel aus etwa 250 Unternehmern, sammelt seit den Zeiten der letzten rot-grünen Landesregierung Spendengelder für die CDU. Die Mitglieder erhalten von Zeit zu Zeit Gelegenheit, mit hochrangigen Unionspolitikern ins Gespräch zu kommen. Dass Viertelhaus’ Tochter unter der Ägide Wulffs einen Aufsichtsratsposten bei der Nord/LB erhalten hatte, bekam da ein Geschmäckle.

Warum die Zeitung, die das Wort „überparteilich“ im Titel führt, dem erwähnten Schriftwechsel zufolge den CDU-Unterstützern offenbar mit einem so großzügigen Rabatt entgegenkam, dazu war am Freitag keine Stellungnahme seitens des Verlages zu bekommen.  MAIK NOLTE