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Pop-uppen in Rummelsburg

Freiräume Auf der Suche nach Platz radeln Kreative jetzt sogar bis in die Peripherie

Donnerstagmittag, ein Dutzend Menschen mit Fahrrädern trifft sich auf dem Tuchollaplatz. Äh, wo? Da fängt’s schon an: Tuchollaplatz, Victoriastadt, Lichtenberg, kennt man jetzt nicht so. Andreas Krüger, mit dem die Radler gleich auf Tour gehen, findet, das muss sich ändern.

Krüger kennt Berlin wie wenige andere. Der Geschäftsführer der belius GmbH, „Beratungsgesellschaft für kreativwirtschaftliche Stadt- und Projektentwicklung“, hat den Kreuzberger Moritzplatz nach Jahrzehnten der Ödnis zum ­Kreativstandort mitentwickelt.

Ihn nervt das Jammern über knappe Räume. „Ihr meint, in Berlin gibt es keinen Platz? Ich zeig ihn euch“ – so etwa hat er es unlängst auf einem Event gesagt, vor Entrepreneuren, Pop-uppern, Makern und anderen Menschen, die irgendwo mit ihrer Geschäftsidee andocken wollen. Au ja, haben alle gesagt, zeig uns die spaces! So entstand die Idee zur Tour.

Es sind jetzt doch nicht ganz so viele, aber die kriegen was geboten: Krüger führt sie durch Lichtenberg, das in den Köpfen vieler schon zu Brandenburg gehört, wegen dieser mentalen Barriere (Krüger), die in etwa dem S-Bahn-Ring entspricht.

Los geht’s: Marktstraße 13, ein Backstein-Solitär, erst Feuerwache, später Polizeirevier, jetzt landeseigener Leerstand. Er habe mit anderen ein Nutzungskonzept entwickelt, sagt Krüger, Kultur könne rein, ein Club, auch Flüchtlingsprojekte. Um die 50 solcher Immobilien kenne er, man brauche nur Ideen. Er weiß genau, was geht, immerhin leitet er den Runden Tisch zur Liegenschaftspolitik im Abgeordnetenhaus.

Die Tour führt an der Spree entlang, von der Rummelsburger Bucht zum Funkhaus Nalepastraße. „Hier stehen Hunderttausende Quadratmeter leer“, weiß Krüger. Er glaubt, dass sich die Entwicklung hier bald beschleunigen wird – noch sei vieles sehr billig zu haben.

Ein Highlight ist für ihn der Gewerbehof „Hafen und Hof“ in einer Industriebrache am Kraftwerk Klingenberg. Der Investor hat hier gleich noch eine kleine Spree-Marina und ein Hafencafé geschaffen: sehr schick.

Einen Teilnehmer mittleren Alters fasziniert am meisten, dass im Haus nebenan richtige Maschinen arbeiten. Begeistert zeigt er auf ratternde Blechstanzen: „Das müssten meine Kinder sehen, die glauben gar nicht, dass es so was noch gibt!“ CLP

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