piwik no script img

Babysitten für Bierbrauer

Projektfinanzierung Die Einwohner der englischen Stadt Totnes verteilen Bürgerkredite

Totnes ist die Mutter aller Transition Towns. Die südenglische Stadt fördert im Rahmen ihrer „Reconomy“-Initiative auch lokales Unternehmertum. Einmal im Jahr tauschen sich Bürger*innen und Jungunternehmen mit ökosozialen Geschäftsideen auf dem Local Entrepreneur Forum aus. Der Höhepunkt des Forums ist stets das „Pitching“ am Nachmittag, wenn angehende Unternehmer*innen ihre Projekte vorstellen.

Man kennt das „Pitching“ aus der Start-up-Szene. „Aber Totnes mit seinen 8.000 Einwohnern ist nicht Silicon Valley“, beschreibt Mitinitiator Jay Tompt die Atmosphäre. Es sind nicht Investor*innen, sondern Bürger*innen, die begeistert applaudieren, wenn ein Unternehmer in spe präsentiert, dass er die vor einigen Jahren geschlossene Brauerei wiederbeleben möchte. Inzwischen produziert die „New Lion Brewery“ wieder lokales Bier.

Das Local Entrepreneur Forum beweist, dass auch normale Bürger*innen Investoren sein können: Die einen unterstützen ein Projekt mit Geld, die anderen mit Beratung. Wieder andere stellen fest, dass der angehende Unternehmer eine kleine Tochter hat und bieten sich als Babysitter an.

Für Jay Tompt ist es ein wichtiger Erfolg, wenn sich die Menschen mit solch einem lokalen Unternehmen identifizieren – nicht zuletzt, weil sie selbst einen kleinen Beitrag in der Gründungsphase geleistet haben. Das ist der Anfang eines Kulturwandels.

Im Mai 2015 fand bereits das vierte Forum statt. Von 18 Projekten, die in vier Jahren vorgestellt wurden, existieren 16 noch immer. Etwa 60.000 britische Pfund und geldwerte Leistungen im Wert von 200.000 Pfund sind durch die Veranstaltungen zusammengekommen.

Ralph Bohlke

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen