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Fünf Tage lang high

HEIL-PRAKTIKER

Am Dienstag sollen die ersten vernehmungsfähig gewesen sein. Vermutlich hat die Polizei das per Bluttest zuvor geprüft: Selbst wenn nicht alle HeilpraktikerInnen im nüchternen Zustand wirres Zeug reden, kommt das bei einigen Vertretern der Branche doch vor.

Und schon mal gar nicht ausschließen will man das bei den 29 Zierden der Zunft, die sich, fünf Tage zuvor, bei einer Tagung in Handeloh auf einen Selbstversuch einließen, der bundesweit Beachtung fand: nicht wegen toxikologischer Erkenntnisse – die Leute nahmen ein hochpotentes synthetisches Halluzinogen und siehe da: Sie halluzinierten –, sondern weil er außer Kontrolle geriet und einen Großeinsatz nach sich zog. Von 160 Rettungskräften ist die Rede, für den die Paramediziner nun aufkommen müssen und natürlich auch für die Notversorgung durch – igittigitt! – böse SchulmedizinerInnen.

Wegen der weiteren Folgen befragt die Polizei die TagungsteilnehmerInnen jetzt, denn bestenfalls war die Ursache des Einsatzes das, was früher so schön grober Unfug hieß, also eine Ordnungswidrigkeit, aber viel spricht auch dafür, dass es sich um einen Verstoß gegen Paragraf 29 des Betäubungsmittelgesetzes gehandelt hat, und da drohen bis zu vier Jahren Knast, mindestens aber Geldstrafe.

Hinzu kommt, dass auch die Leiterin der Tagungsstätte am Donnerstag im NDR zivilrechtliche Schritte gegen die HeilerInnen angekündigt hat: Stefka Weiland war durch lautes Schreien aufs Entgleiten der Veranstaltung in der „Tanzheimat Inzmühlen“ aufmerksam geworden – und hat die Retter alarmiert. Auf diese Art der Aufmerksamkeit hätte sie gern verzichtet, ließ sie wissen, und will Schadenersatz fordern fürs ramponierte Image. bes

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