Jürgen Vogt über Konflikte zwischen Venezuela und Kolumbien: Manöver vor der Wahl
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro braucht den äußeren Feind. Im Dezember sind Parlamentswahlen, es droht eine Niederlage. Mit den horrenden Versorgungsengpässen und den rapide gesunkenen Einnahmen aus dem Ölgeschäft lässt sich nicht gut Wahlkampf machen.
Nachdem Spanien beim Streit über die inhaftierten Oppositionspolitiker und Guyana im Konflikt über den Grenzverlauf ausgedient hatten und die USA wegen deren Annäherung an Kuba nicht mehr die ideale Besetzung abgeben, kam der kleine Konflikt im kolumbianisch-venezolanischen Grenzgebiet gerade recht. Die schwer überschaubare Gemengelage von schmuggelnden Banden, normalem grenznahem Einkaufsverkehr, Paramilitärs und Guerillas ist jedoch alles andere als neu. Schon öfter ließ Maduro die Grenzübergänge nach Kolumbien schließen, in der Nacht waren sie ohnehin dicht.
Neu ist, dass venezolanische Soldaten Häuser nach kolumbianischen Staatsangehörigen durchsuchen, sie über die Grenze in ihr Herkunftsland abschieben und über 10.000 aus schierer Angst die Flucht ergreifen. Möglich, dass hier einiges aus dem Ruder lief. Oder die Aktionen sollten zur internen Einschüchterung dienen. Zugeben wird Maduro weder das eine noch das andere.
Doch auch wenn im Dezember der Verlust der Mehrheit im Parlament droht, sitzt Maduro weiter fest im Sattel. Die politische Opposition in Venezuela ist trotz allem zu schwach, um eine Alternative zu sein. International hat Maduro ebenfalls nichts zu befürchten, wie die Reaktionen von OAS und Unasur im Grenzstreit erneut eindrucksvoll beweisen.
Zudem schaut die Welt ohnehin gerade auf die Flüchtlingswanderungen von Syrien nach Europa. Da fällt es nicht weiter auf, dass man einige Tausend Menschen in die Flucht treibt. Aber es macht einen guten Eindruck, wenn man, wie Maduro am Montag, die Aufnahme von 20.000 syrischen Flüchtlingen ankündigt.
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