Die Gesellschaftskritik: Der Pate von Rom
WAS SAGT UNS DAS? In Rom wird ein Mafiaboss beerdigt: Die Polizei sperrt die Straßen, die Kirche gibt ihren Segen
Sechs Rappen ziehen die antike Trauerkutsche, oben kreist ein Hubschrauber und wirft Rosenblätter ab, die Stadtpolizei gewährleistet den reibungslosen Durchmarsch des Trauerzuges, am Eingang zur Kirche ertönt die Musik des „Paten“ (Dirigent: Ein Carabiniere in Pension) und drinnen erteilt der Priester dem Verstorbenen seinen Segen; und da das ganze in Rom stattfand, schien natürlich auch noch die Sonne.
Doch die Beerdigung des Mafiabosses Vittorio Santamonica am vergangenen Donnerstag war mehr als ein Sommertheater: Die Behörden in Rom können bis heute keine schlüssige Erklärung liefern, wieso niemand etwas wusste von dem Hubschrauberüberflug und der Straßensperrung für einen Clanchef. Zwar gehört der im römischen Süden und angrenzenden Latium operierende Clan nicht zu den ganz großen Playern der organisierten Kriminalität in Italien; doch immerhin sieht die Nationale Antimafia-Behörde ihn in Rom an erster Stelle, weiß von Alleanzen mit der mächtigen ’Ndrangheta und schätzt das Clanvermögen auf 90 Millionen Euro.
Die katholische Kirche macht es nicht viel besser. Zwar betont, der Osservatore Romano, es gebe in der Kirche „keinen Platz für Grauzonen“. Der Priester der Kirche San Giovanni in Bosco sah das aber nicht so eng. AW
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