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SPD würdigt Egon Bahr

Erinnerung Bahr war seit 2002 Ehrenbürger – gegen den Willen der Christdemokraten

Der Nachruf der SPD-Fraktion kommt kurz nach halb zwölf Uhr, wenige Minuten später meldet sich Abgeordnetenhauspräsident Ralf Wieland per Presseerklärung. „Heute ist ein trauriger Tag, denn wir haben nicht nur den Politiker Egon Bahr, sondern auch einen liebenswürdigen Menschen verloren“, schreibt Wieland über den Mann, der erst Journalist bei Berliner Zeitungen und beim RIAS und dann von 1960 bis 1966 unter Willy Brandt Senatssprecher war.

In diese Zeit fielen die Passierscheinabkommen, die erstmals nach dem Mauerbau Verwandtschaftsbesuche ermöglichten. Bahr entwickelte diese Kontakte weiter zur These des Wandels durch Annäherung und ging als „Architekt der Ostpolitik“ Brandts schon zu Lebzeiten in die Geschichte ein.

Von der CDU-Fraktion hingegen findet sich am Donnerstag zum Tod Bahrs nichts im Post­eingang. Solches Schweigen ist immerhin besser als 2002: Damals lehnte es die CDU erfolglos ab, Bahr zum Ehrenbürger zu machen. Der heutige Landes­chef Frank Henkel war damals parlamentarischer Fraktionsgeschäftsführer und begründete dies damit, dass Bahr mit seinen Thesen zum „Wandel durch Annäherung“ der Wiedervereinigung die Legitimation abgesprochen habe.

Bahrs Reaktion gegenüber der taz: „Mangelnde Geschichtskenntnisse, Opfer der eigenen Propaganda, nicht zu kommentieren.“ STANachruf

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