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„Erst mal schießen, dann Meldung machen“

Verwaltung Christiane Schröder vom Naturschutzbund kritisiert Brandenburgs neue Biberverordnung

Christiane Schröder

ist Biologin und seit Juni Geschäftsführerin des Nabu-Landesverbands Brandenburg. Bis Ende Mai war sie zudem Leiterin des Wolf-Akzeptanz-Projekts beim Naturschutzbund

taz: Frau Schröder, seit Mai hat Brandenburg eine Biberverordnung, die das friedliche Zusammenleben von Naturschützern, Landnutzern und Nagetieren sicherstellen soll. Endlich schafft mal einer klare Regeln in der emotional geführten Biberdebatte!

Christiane Schröder: Wir als Naturschutzbund sehen diese Verordnung sehr kritisch. Denn einige Passagen werden erst Recht für Konflikte sorgen – klar geregelt ist darin leider nur sehr wenig.

Die Verordnung sagt doch aber sehr genau, wo Biberbauten beseitigt werden dürfen, etwa an Straßenböschungen oder Hochwasserdeichen. Das heißt ja auch: Überall sonst dürfen die Biber bauen.

Das Problem ist: Die Landkreise haben mit dieser Verordnung nun ein Instrument an der Hand, mit der sie weitreichende Ausnahmeregelungen in Eigenregie durchsetzen können – zum Beispiel entlang von Entwässerungsgräben. Das wird zu einem hohen Druck bei den Mitarbeitern der unteren Naturschutzbehörden führen, die die Ausnahmen genehmigen müssen. Und die Bauernlobby wird mit Sicherheit massiv auf Ausnahmen drängen.

Für Irritation unter Tierschützern hat vor allem gesorgt, dass der Biber nun sogar getötet werden darf, wenn er partout nicht vom Hochwasserdeich lassen will.

Auch damit haben wir Bauchschmerzen. Problematisch ist vor allem, dass es lediglich eine Mitteilungspflicht gegenüber den Naturschutzbehörden gibt. Ich kann also erst mal schießen, bevor ich Meldung mache – und dann kann ich mich auf die Verordnung zurückziehen und sagen: Ich hab ja versucht, das Tier zu vertreiben, hat aber nicht geklappt. Im Prinzip ist diese Verordnung eine Ermächtigung zur Selbstjustiz in den Landkreisen.

Was wird Ihnen denn berichtet: Hat die neue Biberverordnung bereits etwas verändert?

Still ruht der See – noch. Die Frage ist aber ja auch, was bei uns in der Geschäftsstelle in Potsdam tatsächlich ankommt. Deshalb bauen wir auch sehr auf die beiden Bibermanager, die Brandenburg zum 1. September bekommen soll.

Mit den Bibermanagern bezahlt das Landesamt für Umwelt künftig zwei Vollzeitstellen. Ganz schön viel Ressource, die in diesem Bereich geschaffen wird.

Die aber auch absolut ge- braucht wird, vor allem als Schnitt­stelle zwischen ehrenamtlichem und amtlichem Naturschutz. Die Entscheidungen der Behörden und das Wissen der Ehrenamtlichen müsste noch viel besser miteinander verknüpft werden.

Interview: Anna Klöpper

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