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PortrÄtMilliardärin mit Spendierhose

Auf der Forbes-Liste der Milliardäre die 77: Johanna Quandt Foto: ap

ChristdemokratInnen und Liberale haben eine ihrer großzügigsten Spenderinnen verloren. Anfang der Woche ist im Alter von 89 Jahren mit Johanna Quandt die zweitreichste Frau Deutschlands gestorben – nur ihre Tochter Susanne Klatten hat noch mehr Geld. Zuletzt hatte die BMW-Großaktionärin der CDU im Oktober 2013 230.000 Euro geschenkt, die FDP bekam immerhin 70.000 Euro.

In der männerdominierten deutschen Wirtschaft haben Frauen wenig Chancen – der Weg zur Macht führt oft übers Standesamt. Ähnlich wie die Patriarchinnen Friede Springer, Bertelsmann-Ikone Liz Mohn oder Maria-Elisabeth Schaeffler vom gleichnamigen Autozulieferer kam Johanna Quandt durch Heirat zu Reichtum und Einfluss. Sie war Ende der 50er-Jahre Sekretärin des Industriellen Herbert Quandt und wurde später dessen dritte Ehefrau.

Damals hatte Herbert Quandt gerade den Autobauer BMW gerettet, der es bald mit der Nobelmarke Mercedes aufnehmen konnte. Nachdem er 1982 starb, übernahm die Witwe diverse Aufsichtsratsmandate. 1997 zog sie sich zurück.

Rund 47 Prozent des Autobauers gehören der Familie Quandt, die mehr als 30 Milliarden Euro besitzt. Als BMW sich in den 1990er Jahren an der Übernahme der britischen Marke Rover fast verhob, hielt Johanna Quandt eisern an ihren Aktien fest. Das brachte ihr den Ruf der vorbildlich beständigen Unternehmerin ein. Aber sie war auch Teil des Schweigekartells über die Verstrickungen der Familie in NS-Verbrechen. Sklavenarbeiter und Enteignungen füllten die Kassen.

Die Milliardärin wird als große Mäzenin gefeiert. Laut US-Magazin Forbes besaß sie 11 Milliarden Euro. Davon spendete sie nur einen Bruchteil, etwa 6,5 Millionen Euro für eine nach ihr benannte Stiftung zur Förderung des Wirtschaftsjournalismus. Insgesamt haben die von ihr in den vergangenen 30 Jahren ins Leben gerufenen Stiftungen ein Kapital oder Sondervermögen von rund 83 Millionen Euro, hinzu kommen zahlreiche Einzelspenden, nicht nur an Parteien. Zum Vergleich: Allein im Jahr 2014 hat die Familie Quandt 815 Millionen Euro als Aktiendividende von BMW bekommen. Anja Krüger

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