: Häuser auf dem Wasser
Wohnform Die Hausboote aus Fehmarn ähneln schwedischen Holzhäuschen auf dem Wasser – und sind bei Feriengästen der Renner
Die Boote, die auf der Werft von Stefan Bode gebaut werden, sehen aus wie schwimmende Häuschen: klein, rechteckig und mit einer Dachterrasse oben drauf. „Wir nehmen den Begriff „Hausboot“ eben wörtlich“, sagt der Bootsbauer aus Bisdorf auf der Ostseeinsel Fehmarn. Vor vier Jahren gründete der 49-Jährige die Firma Stern Hausboot GmbH. 22 schwimmende Ferienhäuser hat Bode seither gebaut und verkauft. Die meisten davon liegen in Jachthäfen zwischen Lübeck und Fehmarn und können von Urlaubern gemietet werden.
Bodes erstes Hausboot entstand eigentlich als Notlösung: „Ich betrieb damals einen Jachtcharter-Service und suchte dafür dringend ein Büro im Hafen von Burgstaaken.“ Doch er konnte keins zu einem akzeptablen Preis finden. In Schweden entdeckte er einen Bausatz für ein schwimmendes Holzhäuschen. „Das habe ich nach Feierabend mit einem Freund zusammengebaut. Ein Mann aus dem Ort, der uns dabei zusah, hat gleich gesagt, so etwas wolle er auch haben“, erinnert sich Bode. Weil die Chartergeschäfte auf Fehmarn ohnehin nicht mehr so gut liefen, sattelte der studierte Ingenieur für physikalische Technik um und wurde Werftbesitzer.
Heute beschäftigt er während der Saison sechs Angestellte, einen Bootsbauer, Tischler und Zimmerleute. Je nach Größe dauert der Bau eines Hausbootes zwei bis drei Monate. Die Häuser entstehen in Holzständerbauweise und werden von rund 6.000 rostfreien Schrauben zusammengehalten. Ihr Unterbau besteht aus mehreren Schwimmkörpern aus drei Millimeter dickem Stahl.
Auf Kundenwunsch gibt es auch einen Außenbordmotor. Dann schwimmt das Haus nicht nur, sondern fährt auch und wird so zu einem echten Hausboot. Die Inneneinrichtung übernehmen die Käufer selbst. „Jeder hat da ja so seine eigenen Vorstellungen“, sagt Bode.
Katja Wessel hat etwa ihre drei Boote im skandinavischen Landhausstil ausgestattet und auch entsprechend benannt. „Lotta“, „Smilla“ und „Emma“ heißen die Boote, die sie im Hafen von Neustadt in Holstein vermietet. „Die schwimmenden Häuschen sind der Renner bei den Feriengästen“, sagt sie. „Wir vermieten sie 30 Wochen im Jahr und sind nahezu immer ausgebucht.“ Das kleinere Boot mit nur einem Schlafraum sei bei Paaren in den Flitterwochen besonders beliebt.
Zwei der 22 von Bode bislang gebauten Boote liegen in Mecklenburg-Vorpommern auf der Müritz. Die übrigen liegen in Jachthäfen Schleswig-Holsteins zwischen Lübeck und Fehmarn. Demnächst will Bode ein fahroptimiertes Boot entwickeln, das schmaler und manövrierfähiger ist. (dpa)
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