piwik no script img

„Wir sind Kriegskinder“

Ukraine Mädchen und Jungen aus der umkämpften Ostukraine sind für zwei Wochen in der Stadt, um den Krieg in ihrer Heimat wenigstens kurz zu vergessen. Ein Zirkusprojekt hilft ihnen dabei. Hier schildern Zehn- bis Vierzehnjährige den Alltag aus ihrer Sicht

Nikita Nesterenko (14) Ich stamme aus Krasnyj Lutsch, Oblast Lugansk. Mit den Eltern und meiner Schwester Veronika bin ich im August 2014 nach Charkiw geflohen, als sich die Situation verschlechterte. Die Stadt ist so groß und schöner als meine Heimatstadt, aber es ist nicht das Gleiche. Ich vermisse die Großeltern und Cousin Maxim sehr. Sie leben noch in Krasnyj Lutsch und ich telefoniere regelmäßig mit ihnen, um zu hören, dass es ihnen gut geht.

von Nils Bröer (Fotos und Texte)

Katja Kyanowa (11) Ich kann mich genau an das Datum erinnern, an dem wir Luhansk verlassen haben – am 6. Juni 2014. Den Sommer habe ich noch bei meiner Schwester in Tschernigow verbracht, danach bin ich mit Eltern und Großvater nach Kiew gezogen, aber mir gefällt es dort nicht. Sollte ich jemals nach Luhansk zurückkehren, weiß ich, was ich zuerst tun möchte: Ich werde in mein Zimmer gehen, mich aufs Bett legen und spüren, dass ich wieder zu Hause bin.
Oleg Strelec (11) Ich stamme aus Dokushaievsk, Oblast Donezk. Seit einem Jahr lebe ich mit meinen Eltern und Geschwistern auf engem Raum in Charkiw. Unser altes Haus war viel größer und bequemer. Charkiw gefällt mir nicht gut. Meine Heimatstadt liegt direkt im Kampfgebiet und wurde immer wieder beschossen. Zu meinen Freunden, die noch dort sind, habe ich keinen Kontakt mehr. Obwohl ich meine Heimat vermisse, möchte ich nicht mehr dorthin zurück.
Dascha Korolowa (10) Ich komme aus Krasnyj Lutsch, Oblast Luhansk. Ich bin vor einem Jahr mit meinen Eltern nach Charkiw geflohen, aber dort gefällt es mir nur ein bisschen. Ich vermisse unser altes Haus. Gerade habe ich einen Bruder bekommen, er heißt Fjodor wie der Schriftsteller Dostojewski. Meine Großeltern leben noch in Krasnyj Lutsch. Ich möchte unbedingt in meine Heimat zurück, wenn der Krieg vorbei ist, und will zuerst Oma und Opa sehen.

„120 Mal Lächeln in Deutschland“ lautet das Motto, unter dem Flüchtlingskinder aus dem ostukrainischen Donbass gemeinsam mit deutschen Teilnehmern in drei Durchgängen von Juli bis August ein Zirkusprogramm in Zehlendorf einstudieren. In Kooperation mit dem Jugendzirkus Cabuwazi hat der Verein partners Osteuropa 120 Kinder eingeladen, damit sie bei Jonglage und Tuchakrobatik die Erinnerungen an Flucht und Krieg für jeweils zwei Wochen hinter sich lassen können. Am Ende jedes Aufenthalts steht eine große Abschlussvorstellung. Für die Auftritte auf dem Gelände der Jugendfreizeiteinrichtung Düppel, Lissabonallee 6, am Samstag, dem 15. August, und Samstag, dem 29. August, gibt es noch kostenfreie Karten (Spenden erbeten). Reservierungen unter: buero@partners-osteuropa.org.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen