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Bitburg ist nämlich auch ganz schön

STUDIE München und Leipzig boomen, das Land verödet. Forscher raten: die Mittelstädte stärken

Idyllisch, aber weitab vom Schuss: Gottsbüren in Hessen Foto: Zucchi/dpa

BERLIN taz | So sieht sie aus, die schaurige Deutschlandkarte: Rot glühen die Regionen um München, Hamburg, Berlin und Frankfurt/Main, ein Zeichen für wachsende Bevölkerung. Blau dagegen schimmern die Landstriche im Saarland, im Ruhrgebiet und in den östlichen Bundesländern, das ist die Farbe der Verödung. „Überraschend schnell“ entwickelten sich die Städte und Regionen in Deutschland auseinander, sagte am Donnerstag in Berlin Harald Herrmann, Direktor des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

Das Bundesinstitut legte dazu eine neue Studie vor: Während die Bevölkerung in den Großstädten von 2008 bis 2013 um 2,8 Prozent gewachsen ist, schrumpfte sie etwa in den Kleinstädten und kleinen Gemeinden Ostdeutschlands um 4,2 bis 5,3 Prozent. Die Boomstädte waren dabei unter anderem München, Münster, Stuttgart und im Osten Potsdam, Leipzig und Dresden. Den bundesweit größten Einwohnerschwund von 12,8 Prozent hingegen hatte der Bezirk Osterheide am Südrand der Lüneburger Heide zu verzeichnen.

„Einer immer größer werdenden Gruppe von schrumpfenden Kommunen steht eine kleiner werdende Gruppe von Städten gegenüber, die noch wachsen“, so Herrmann. Die zunehmende Ungleichheit hat ihre Ursachen in der Ballung von Wirtschaftskraft und Arbeitsplätzen in den großen Zentren. Besonders junge Frauen seien mobil, sie wanderten ab aus Regionen in Nordhessen, in der Pfalz, sagte Antonia Milbert, Mitautorin der Studie.Wenn eine Kommune erst mal schrumpft, das Arbeits- und Bildungsangebot und die medizinische Versorgung schlechter werden, dann geht es schnell bergab. Um die ländlicheren Regionen dennoch zu erhalten, sei es wichtig, die „Mittelzentren“ in den Regionen zu fördern, sagte Milbert. Das sind Klein- und Mittelstädte wie etwa Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern oder Bitburg in Rheinland-Pfalz, mit Einwohnerzahlen zwischen 10.000 und 50.000 Leuten. Städte, in denen es noch Fachärzte gibt, Geschäfte, ein oder zwei größere Betriebe mit Arbeitsplätzen, ein bisschen Kultur und möglichst noch ein Krankenhaus. Diese Städte dienten als „Ankerplätze“ für die ländliche Umgebung, könnten deren Verödung verhindern und dadurch dazu beitragen, die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu erhalten, sagte der Regionalplaner Michael Zahrt vom BBSR. BARBARA DRIBBUSCH

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