Sommer

Was kann man eigentlich gegen diese Hitze tun? Fenster auf oder zu? Hilft Eis oder Bier? Und gibt es eine ökologische Klimaanlage?

Kühlen ohne Gewissensbisse

HITZE Keine Klimaanlage ergattert? Nicht schlimm, das Raumklima lässt sich verbessern, ohne das Weltklima zu schädigen. Gute Temperaturen lassen sich oft auch ohne Klimaanlage erreichen – und auch bei diesen Energiefressern gibt es große Unterschiede

Einfach mal die Haare flattern lassen: Eine Touristin erfrischt sich an einem Ventilator in Berlin Foto: Jörg Carstensen/ dpa

Aus Berlin Malte Kreutzfeldt

33 Grad, 37 Grad, 40 Grad – je höher die Temperatur in diesen Tagen steigt, desto stärker wird bei vielen Menschen der Wunsch nach einer Klimaanlage – selbst bei jenen, die eigentlich wissen, dass es sich dabei um Energieverschwender handelt, die das Raumklima verbessern, indem sie das Weltklima weiter aufheizen.

Auch wenn noch einige heiße Tage bevorstehen: Für dieses Jahr dürfte sich das Thema erledigt haben. In den meisten Elektro- und Baumärkten sind Klimaanlagen für diese Saison komplett ausverkauft. Wer keine abbekommen hat, muss aber nicht traurig sein. Gerade die kompakten Geräte, die zu Preisen ab 200 Euro massenhaft abgesetzt werden und einfach nur in die Steckdose gesteckt werden müssen, sind extrem ineffizient.

Bei einer elektrischen Leistung von meist etwa 1.000 Watt kostet jede Betriebsstunde 30 Cent, was sich in einem heißen Sommer auf 100 Euro summieren kann – bei einer Kühlleistung, die die Stiftung Warentest im letzten Jahr bestenfalls als „ausreichend“ bewertet hat. Zudem haben die Geräte einen weiteren Nachteil: „Mit der Kühle kommt häufig der Lärm“, sagt Test-Redakteur Michael Koswig. „Selbst bei geringer Lüfterleistung werden Ohren und Nerven oft nicht geschont.“

Doch was kann man dann tun, um die Temperatur in den Wohn- und Schlafräumen erträglich zu halten? Eine Menge, meint neben der Stiftung Warentest auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Doch nicht nur die Sonne heizt die ­Räume auf. Auch jedes eingeschaltete Elek­trogerät produziert Wärme – und jeder Mensch, der sich mehr bewegt als nötig

Kostenlos kühlen lässt sich jede Wohnung, indem die Fenster geöffnet werden, wenn es draußen kälter ist als drinnen – also am späten Abend, in der Nacht und am frühen Morgen. Durchzug hilft am besten zum Austausch der warmen Luft, dauerhaftes nächtliches Öffnen lässt – sofern es kein Sicherheitsrisiko darstellt – auch die Wände und Decken abkühlen. Sobald es draußen wärmer wird als drinnen, sollten Türen und Fenster hingegen möglichst geschlossen bleiben.

Damit sich die Wohnung am Tag nicht so stark aufheizt, muss die Sonneneinstrahlung reduziert werden. Besonders effektiv sind dafür außen liegende Jalousien oder Rollläden; Vorhänge oder Innen-Rollos bringen weniger. Dem gleichen Ziel dienen auch Fenster mit Sonnenschutzverglasung oder Folien, die nachträglich auf die Scheiben geklebt werden können; sie haben aber den Nachteil, dass die Räume im Winter dunkler und kälter werden.

Doch nicht nur die Sonne heizt die Räume auf. Auch jedes eingeschaltete Elektrogerät produziert Wärme – und jeder Mensch, der sich mehr bewegt als nötig.

Hilfreich gegen Hitze ist übrigens auch die umstrittene Wärmedämmung: Sie sorgt nicht nur dafür, dass die Wärme im Winter drinnen bleibt, sondern auch dafür, dass sie im Sommer draußen bleibt.

Das hilft auch immer: Eis Foto: Florian Gaertner/ dpa

Erst wenn alle diese Maßnahmen nicht langen, könne „als Notlösung“ die Anschaffung einer Klimaanlage erwogen werden, rät die Stiftung Warentest. Und dann auf jeden Fall ein sogenanntes Split-Gerät sein, das aus einem Außen- und einem Innengerät besteht. Diese sind mit etwa 2000 Euro zuzüglich Installation zwar deutlich teurer als die Mono-Geräte aus dem Elektromarkt. „Bei vergleichbarer Kühlleistung verursachen die sparsamsten Splitmodelle aber weniger als die Hälfte der Stromkosten der Monogeräte“, sagt Michael Koswig. Zudem sind sie deutlich leiser. Am effizientesten war im Test das Gerät Daikin Ururu Sarara.

Weil große Hitze stets mit starker Sonneneinstrahlung einhergeht, liegt zudem der Gedanke nahe, die ökologischen Auswirkungen einer Klimaanlage dadurch zu minimieren, indem sie mit Solarzellen kombiniert wird. „Obwohl es eine perfekte Korrelation gibt, ist die kom­binierte Anschaffung bisher noch eine Nische“, sagte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Die wird aber sicher noch wachsen.“

Allerdings werden Klimaanlagen nur an besonders heißen Tagen gebraucht, während Photovoltaikanlagen vom Frühling bis in den Herbst recht gleichmäßig Strom produzieren. Eine Kombination von Klima- und Solaranlage ist daher vor allem dann sinnvoll, wenn der Strom auch außerhalb von Hitzeperioden zumindest teilweise selbst verbraucht wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich die meisten Split-Klimaanlagen auch zum Heizen nutzen lassen, was zumindest in der Übergangszeit in Kombination mit einer Photovoltaik­ anlage rentabel sein kann – für ein in jeder Hinsicht gutes Klima.