: Eine paradoxe Welt der Kernspaltung
Strahlung Japan trauert um die Opfer der Atombombenabwürfe in Hiroshima, doch nur Tage später geht ein AKW ans Netz
Der Zusammenhang zwischen Hiroshima und Fukushima wird im Westen nicht nur an den ähnlich klingenden Namen festgemacht. Aber die meisten Japaner bringen die friedliche und militärische Nutzung der Atomkraft nicht in Verbindung. Das liegt vor allem an Jahrzehnten der Indoktrination durch Behörden und Unternehmen. Der Sicherheitsmythos besagte, dass aus einem japanischen Atomkraftwerk keine gefährliche Strahlung austreten könne. Wer das nicht glauben wollte, wurde mundtot gemacht.
So kommt es in diesem Jahr zu der paradoxen Situation, dass die ganze Nation der Opfer der Atombomben gedenkt und kurz darauf das erste Atomkraftwerk seit zwei Jahren hochgefahren wird. Am Sonntag bekräftigte der Regierungschef Shinzo Abe das Prinzip des dreifachen Nein zur Produktion, dem Besitz und der Stationierung von Atomwaffen. Zwei Tage später wird im AKW Sendai wieder eine Kettenreaktion in Gang gesetzt.
Die regionalen Energiemonopolisten hätten nach wie vor erheblichen Einfluss auf die Politik, erklärt Franz Waldenberger, Direktor des Deutschen Instituts für Japan-Studien in Tokio, das Paradoxon. Die großen Tageszeitungen könnten sich diesem Einfluss nicht entziehen, so dass die Gegner der Atomenergie es doppelt schwer hätten, sich Gehör zu verschaffen, meint Waldenberger.
Die Hibakusha, die in Fukushima zum zweiten Mal von der radioaktiven Strahlung getroffen wurden, haben ihre Lektion gelernt. „Kein Reaktor sollte wieder ans Netz gehen“, bekräftigt der Überlebende Hoshino. „Es ist doch klar geworden, dass Menschen die Atomkraft nicht kontrollieren können.“ Martin Fritz
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