: „Das gab massive Proteste“
GEDENKEN Das Übersee-Museum erinnert mit einem „Friedenstag“ an Hiroshima und Nagasaki
50, ist Leiterin des Sachgebiets Asien im Übersee-Museum und Vorstandsmitglied der Deutsch-Japanischen Gesellschaft.
taz: Frau Noda, welche Bedeutung haben die Atombombenabwürfe heute für Japan? Renate Noda: Für die Japaner ist das ein mahnendes Beispiel gegen Krieg und insbesondere Atombomben. Aus der Erfahrung hat man gelernt: Man will ein Zeichen für Frieden setzen. Deshalb wird jedes Jahr an Hiroshima und Nagaski gedacht. Dieses Jahr sind die Veranstaltungen besonders groß, da sich die Ereignisse zum 70. Mal jähren.In der japanischen Verfassung ist ein Friedenspassus verankert. Was sagt der aus?Damit wird festgelegt, dass von japanischer Seite keine militärischen Angriffe ausgehen sollen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das durch Druck der USA verabschiedet. Die Japaner sind dennoch stolz auf dieses Gesetz und verstehen sich als antimilitaristisch. Das Gesetz wurde aber kürzlich gelockert: Soldaten dürfen sich in bestimmten Fällen zur Unterstützung Verbündeter an Auslandseinsätzen beteiligen. Darüber herrscht eine große Debatte im Land. Gab es eine Aufarbeitung der Kriegsverbrechen in Japan?Die japanische Politik tut sich schwer mit dem Thema. Die Bombenabwürfe überschatten andere Ereignisse des Krieges. Man stellt sich von offizieller Seite eher als Opfer dar. Aktuell ist der Schulbuch-Streit: Die Regierung ließ mehrmals Schulbücher so ändern, dass die Verbrechen verharmlost wurden. Die Opferzahl wurde reduziert oder bestimmte Vorgänge nicht genannt. Das gab massive Proteste – unter anderem von der chinesischen Regierung.Was tut die Deutsch-Japanische Gesellschaft?Sie leistet Arbeit für die Wirtschaft. und dient als Ansprechpartner für Unternehmen, die an Handel mit Japan interessiert sind. Zum anderen wollen wir den Menschen die japanische Kultur näherbringen. Dadurch soll die deutsch-japanische Freundschaft ausgebaut werden.
Interview: Thomas Kreutz
14 Uhr, Übersee-Museum
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