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„Noch 15.000 Atomwaffen“

MAHNWACHE Friedensforum gedenkt Atombomben-Abwurf auf Hiroshima vor 70 Jahren

Ekkehard Lentz

59, ist Erzieher und Sprecher des Bremer Friedensforums, für das er seit der Gründung im Jahr 1983aktiv ist.

taz: Herr Lentz, Sie veranstalten heute eine Mahnwache zum 70.Jahrestag des Abwurfs der Atombomben über Hiro­shima und Nagasaki ...

Ekkehard Lentz: Wir werden unter anderem das Friedenszeichen mit Blumen dekorieren und es wird eine kleine Ausstellung von japanischen Künstlern geben und eine Lesung des Schauspielers Dirk Rademacher. Der Berliner Friedensaktivist Reiner Braun wird sprechen sowie Fritz Storim, der über Atom-Exporte über Hamburger und Bremer Häfen informiert.

Es geht ihnen um mehr als reines Gedenken?

70 Jahre nach Hiroshima sind noch rund 15.000 Atomwaffen in der Welt, die Staaten sprechen nicht davon, sie abzuschaffen, sondern sie zu modernisieren. Die Gefahr eines Atomkrieges besteht nach wie vor: Im gegenwärtig eskalierenden West-Ost-Konflikt agieren die Mächte wieder verstärkt mit ihren Atomwaffen.

Wie stark beunruhigt Sie der Ausgang der Atomverhandlungen mit dem Iran?

Das beunruhigt mich gar nicht. Ich sehe es als Fortschritt und positive Entwicklung, wenn Probleme mit Verhandlungen gelöst werden.

Ist es nicht problematisch, dass der Iran nun Atomreaktoren bauen wird?

Sicher, die Gefahr sehe ich auch. Wir treten für die Abschaltung aller Atomkraftwerke ein und diese gegenläufige Entwicklung macht uns Sorgen.

Vom Bremer Friedensforum hörte man wenig, als es darum ging, eine iranische Atombombe zu verhindern ...

Wir sind sowohl gegen iranische, israelische, französische oder russische Atomwaffen. Die stärkste Atomwaffenmacht USA hat als einzige diese mörderischen Waffen bisher gegen Menschen eingesetzt.

Rund um den Jahrestag wird erneut die Frage debattiert, ob mit den Bombenabwürfen nicht der sehr blutige Krieg gegen Japan im Pazifik beendet wurde, der bei weiterem Fortgang womöglich noch mehr Menschenleben gekostet hätte. Was halten Sie von dieser Debatte?

Die Diskussion ist nicht neu. Schon vor Jahren wurde gesagt, dass Japan vor dem Abwurf ohnehin kurz vor der Kapitulation stand. Die USA haben die Waffen eingesetzt, um sie zu testen. Allein die Entwicklung der zweiten Plutonium-Bombe auf Nagasaki hat über zwei Milliarden Dollar gekostet. Und das ist immer das Problem an Waffen, dass sie sich amortisieren müssen. Man muss konzedieren, dass das Grauen der Atombomben-Abwürfe danach weiter bestand. Sie wirkten so abschreckend, dass sie nicht eingesetzt wurden. Das ist positiv zu rechnen, aber ein schwacher Trost für die, die gestorben sind.

Interview:jpb

12 Uhr, Marktplatz

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