piwik no script img

Erst studieren, dann feiern

NEUBAU Der Senat hat mit seinen Wohnungsbaugesellschaften den Bau von mehr als 5.000 Studi-Wohnungen vereinbart

„Wohnen und arbeiten am Standort der Medizin“. Was für manche schwer nach Immobiliensprech klingt, ist für Sophia Eltrop als Angebot für Studierende gemeint. 49 Studenten­apartments hat die Wohnungsbaugesellschaft Howoge in Buch im Norden von Pankow gebaut, und Howoge-Geschäftsführerin Eltrop freut sich: „Die Apartments im Röbellweg sind fußläufig zur S-Bahn, und bis zur Friedrichstraße sind es nur 24 Minuten.“

Die Studentenwohnungen in Buch, darunter Einzelapartments und einige Zweier-WGs, sind ein Teil von 2.800 Wohnungen, die die sechs landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften in den nächsten Jahren für Studierende bauen sollen. Die vor Kurzem gebildete landeseigene Gesellschaft Berlinovo soll noch einmal dieselbe Anzahl hochziehen.

Diese Zahlen verkündete ein sichtlich zufriedener Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen am Dienstag nach der Senatssitzung. „Unsere Vorgabe war, mindestens 5.000 Wohnungen für Studierende in den nächsten Jahren zu errichten“, sagte der SPD-Politiker. Ziel erreicht. Und noch eine Rechnung machte er auf. „Wir haben im Senat beschlossen, die Zahl der geförderten Wohnungen von 1.000 auf 3.000 zu erhöhen. Nun kommen noch einmal rund 800 Studentenwohnungen im Jahr dazu.“ Die Wohnungen sollen auf städtischen Grundstücken oder auf den Grundstücken der Wohnungsbaugesellschaften errichtet werden. Die Howoge hat den Anfang gemacht, die ­Apartments in Buch sind bereits fertig.

Der Preis ist allerdings nicht ohne. Die Berlinovo kalkuliert ihre Einzelapartments mit einer Warmmiete von 315 Euro. Günstiger sind die Plätze in den WGs. Sie kosten pro Person einschließlich aller Nebenkosten 245 Euro. Für den Finanzsenator bewegen sich die Mieten aber im Rahmen des Üblichen. „Es gibt Untersuchungen, die ergeben, dass Studierende im Schnitt 321 Euro monatlich für Wohnen ausgeben“, sagte Kollatz-Ahnen.

Ob das aber auch für ein ­Apartment „draußen“ gilt, wird sich zeigen. Denn der größte Teil der neuen Studi-Wohnungen wird außerhalb des S-Bahn-Rings entstehen. Für die neuen Bewohner heißt das wohl: erst studieren, dann feiern.

Außerhalb des Rings, aber dicht dran an den Party Locations in Prenzlauer Berg liegt das Atelierhaus in der Prenzlauer Promenade 149–152. Auch dort will die Berlinovo rund 325 Apartments bauen. Berlinovo-Chef Herbert Hirschler konnte in diesem Zusammenhang bekannt geben, dass die Übertragung des Atelierhauses an seine Gesellschaft unmittelbar bevorstehe. Für die dort ansässigen Künstler ist das eine gute Nachricht. Weil der Liegenschaftsfonds lange nach einem Käufer für den sanierungsbedürftigen Bau der ehemaligen Akademie der Wissenschaften suchte, fürchteten sie ihre Verdrängung. „Bei uns wird es einen guten Mix aus Ateliers und Studentenapartments geben“, versicherte Hirschler.

Auch Wissenschaftssenatorin Sandra Scheeres und Bausenator Andreas Geisel lobten am Dienstag die studentische Neubauoffensive des Senats. „Mir ist es wichtig, dass junge Menschen in Berlin gute Bedingungen zum Studieren vorfinden“, sagte Geisel. Mindestens genauso wichtig dürfte den Senatoren aber sein, dass ihre SPD als Neubaupartei wahrgenommen wird. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen