: Streit um Flüchtlinge auf Stadion-Parkplatz
HSV II Verein rechtfertigt, dass er sich gegen eine Erweiterung des Lagers am Stadion gewehrt hat
Der HSV macht Schlagzeilen – aber nicht mit Fußball, sondern mit seinem Parkplatz und der Unterbringung von Flüchtlingen dort. Auf dem Gelände in Stellingen, das der Verein von der Stadt gepachtet hat, leben 1.600 Flüchtlinge in Zelten und Containern. Angesichts der steigenden Zahlen derer, die in Hamburg Schutz suchen, wollte die Innenbehörde die Unterkunft weiter ausbauen – und dafür 400 weitere PKW-Parkplätze der ans HSV-Stadion angrenzenden Fläche nutzen. Das verhinderte der HSV mittels einer Unterlassungserklärung. Die Innenbehörde musste die Pläne vorerst auf Eis legen.
Als Begründung gab der Verein an, er befürchte, dass sich die Verkehrssituation verschlechtere. Von den 1.500 PKW-Plätzen des so genannten Parkplatzes Braun sind bereits 300 mit Zelten und Containern der angrenzenden Erstaufnahmeeinrichtung Schnackenburgallee belegt. „Verkehrstechnisch würden große Probleme entstehen, wenn weitere Parkplätze verloren gingen“, sagte der HSV-Mediendirektor Jörg Wolff dem Hamburger Abendblatt. Er äußerte zwar Verständnis für die Probleme der Stadt, die benötigte Anzahl an Unterkünften bereit zu stellen. „Die Lösung kann aber nicht sein, uns zu enteignen“, sagte er.
In den sozialen Netzwerken hagelte es Kritik. „Ein völlig unbedeutender Verein zeigt sein wahres Gesicht“, schrieb ein User auf Twitter. Der HSV benötige die Parkplätze nur zu Heimspielen – also bloß zweimal pro Monat, argumentierten andere.
Am Sonntag reagierte der HSV, indem er sein Engagement für Flüchtlinge betonte. Man sei im engen Austausch mit der Stadt und bemühe sich, eine Lösung zu finden, schreibt der Verein auf seiner Homepage. Dies bestätigte die Innenbehörde. „Wir sind im Gespräch und weiterhin an einem kooperativen Miteinander interessiert“, sagt deren Sprecher Björn Domroese.
Der Flüchtlingsrat hält die mögliche Erweiterung der Erstaufnahmeeinrichtung für eine „ganz, ganz schlechte Idee“. Abgesehen von der Abgeschiedenheit und der schlechten Verkehrsanbindung herrschten dort katastrophale hygienische Zustände, berichtete eine Mitarbeiterin. „Das ist kein sicherer Ort und absolut kein guter Ort zum Ankommen“, sagte sie zur taz. KSCH
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