Weltzeituhr auf dem Alex: Unter Schutz, aber nicht ganz echt

Das Landesdenkmalamt hat die Weltzeituhr und zwei Gebäude am Alexanderplatz unter Denkmalschutz gestellt.

Weltzeituhr auf dem Alex

Sehr bunt und international – wie die DDR halt. Foto: Wikipedia Commons

Was ist das Merkwürdigste an der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz? Dass sie einfach nur „Weltzeituhr“ heißt. Ein berlintypischer Objektspitzname, wie ihn der Volksmund oder aber die Reiseführerbranche verleihen, ist für das zylindrische Ding mit dem Planetengekräusel obendrauf nie abgefallen – im Gegensatz etwa zum benachbarten Brunnen der Völkerfreundschaft, vulgo: „Nuttenbrosche“.

Jetzt kommt sie wenigstens zu höheren Weihen, die Uhr, unter der sich seit 45 Jahren Menschen zum Tête-à-Tête, zur Soli-Demo oder zum Power-Shopping verabreden: Das Landesdenkmalamt hat sie zusammen mit dem Haus des Berliner Verlags und dem Haus des Reisens unter Denkmalschutz gestellt – als Zeugnisse der um 1970 erfolgten Platzneugestaltung unter Leitung von Walter Womacka.

Bereits geschützt sind der Bahnhof, das Alexander- und das Berolinahaus aus den Dreißigern, das in den Sechzigern entstandene Haus des Lehrers mit der anschließenden Kongresshalle sowie der bereits erwähnte Brunnen. Die von Erich John entworfene Weltzeituhr gehöre zu den „Zeugnissen von künstlerischer, städtebaulicher und geschichtlich überragender Bedeutung“ am Alex, so Senatsbaudirektorin Regula Lüscher.

Dabei ist das, was man heute sieht, nicht der Originalzustand: Bei einer Sanierung im Jahr 1997 wurden nämlich zwanzig weitere Städte in den Zeitzonen-Ring aus Aluminiumtafeln graviert, einige wurden verändert.

Dass da statt „St. Petersburg“ früher „Leningrad“ stand, liegt auf der Hand. Andererseits erstaunt ein wenig, dass es zu DDR-Zeiten „Mexico City“ hieß, heute aber „Mexiko-Stadt“. Und nicht nur das ob seiner guten Verbindungen zu Washington verschmähte Tel Aviv fehlte im Urzustand, sondern auch Managua. Von den Sandinisten war 1969 eben noch keine Rede.

Der Hauptfehler der Weltzeituhr ist dagegen bis heute derselbe: das Sonnensystem, das sich einmal pro Minute um seine Achse dreht. In Wirklichkeit schwirren die Planeten nämlich nicht als Wolke um die Sonne, sie drehen sich fein säuberlich auf derselben Ebene.

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