: THEATER
TheaterBarbara Behrendtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Jetzt sind sie zu, die Berliner Theater: sechs Wochen Sommerpause. Jeder, der im Juli zur großen Hitzewelle noch einen Abstecher zum Festival „Foreign Affairs“ der Berliner Festspiele gemacht und dort vor Betreten der backofenheißen Seitenbühne vom Leiter Matthias von Hartz den Tipp bekommen hat, doch besser gleich zwei der gereichten Wasserflaschen zu nehmen und sie sich bei Bedarf auch gern über den Kopf zu gießen, der denkt: Gott sei Dank!
Aber Theater wird ja zum Glück nicht nur in stickigen Sälen gespielt. Nein, seine Ursprünge hat es bekanntlich in den Amphitheatern unter freiem Himmel – und ein solches wird seit Neuestem auch im Treptower Plänterwald bespielt. Im alten DDR-Spreepark hat der Kulturverein Spreepark e. V. ordentlich Unkraut gerupft und die frühere Naturbühne wieder benutzbar gemacht. Unterm verwitterten Riesenrad, zwischen bemoosten Plastikdinosauriern spielen hier bis zum 20. September hauptsächlich an den Wochenenden verschiedene Theatergruppen. Am Sonntag, 19. Juli treten um 16 Uhr die „flunker produktionen“ mit Puppen auf die Bühne und zeigen „Die Prinzessin auf der Erbse“ (www.kulturspreepark.de, Kiehnwerderallee 1–3).
Eine weniger nostalgisch konnotierte als einfach idyllische Kulisse bespielt die Berliner Shakespeare Company im Naturpark des Schöneberger Südgeländes. Bei gutem Wetter zeigt sie auf der Freilichtbühne zu Blätterrauschen und Vogelzwitschern Volkstheater im traditionellen Sinn: Publikumsnah, mit aufwendigen Kostümen und Live-Musik werden hier die Irrungen und Wirrungen der Shakespeare-Dramen gefeiert. Vom 21. Juli bis zum 6. August steht dienstags bis samstags um 20 Uhr (samstags 19 Uhr) „Was ihr wollt“ auf dem Programm – jene Verwechslungskomödie, in der Viola nach einem Schiffbruch auf der Insel Illyrien landet und sich als ihr Zwillingsbruder Sebastian ausgibt. Viola verliebt sich in Herzog Orsino, dessen Angebetete wiederum in Viola, vermeintlich Sebastian – bis der echte Sebastian auf der Insel landet und das Chaos perfekt macht (Freilichtbühne am Südgelände-Wasserturm, www.shakespeare-company.de)
Sollte der Sommer nächste Woche pausieren, wird in der Lokhalle gespielt. Wenn draußen der Regen prasselt, kommt es einem wohl auch nicht seltsam vor, dass vom 16. bis 18. Juli Shakespeares „Wintermärchen“ gegeben wird. Das hat zwar nichts mit dem meteorologischen Winter zu tun – aber die Geschichte vom krankhaft eifersüchtigen König Leontes, der seine schwangere Frau in den Kerker steckt, kann einen schon frösteln machen. Bis auf das versöhnliche Happy-End natürlich.
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