piwik no script img

„Neue Wege eröffnen“

Rockmusik Flüchtlinge brauchen Angebote zur Integration. Zum Beispiel beim Rock 'n' Roll

Foto: privat
Peter Archner

52, ist Erzieher und Gründer des Vereins „Rock Kids St. Pauli“, der sich auch Flüchtlingen zuwendet.

taz: Herr Achner, wie verändert sich Rockmusik, wenn sie von Flüchtlingskindern gemacht wird?

Peter Achner:Sie bringen ihre eigene kulturelle Herkunft mit, das merkt man. Da eröffnen sich ganz neue Wege, beispielsweise indem man arabische Percussion mit einbaut oder diese Einflüsse aufs Schlagzeug überträgt. Sie bereichern unser bisheriges Projekt.

Ihre Initiative plant, Flüchtlingskinder mit Kids aus St. Pauli gemeinsam rocken zu lassen?

Richtig. Unser Projekt wird aber auch angetrieben von der Stiftung Rauhes Haus sowie dem Förderverein der Theaterwerkstatt Klabautermann. Letztere wird mit den Kindern darüber hinaus auch Theater machen. Im Optimalfall verbinden wir die Gruppen später bei gemeinsamen Auftritten. Es geht vor allem darum, den Kids den Spaß an der Musik zu vermitteln, ihnen das erste Mal das Gefühl zu geben, Teil einer richtigen Band zu sein.

Stichwort Willkommenskultur: Welchen Einfluss hat Ihr Projekt denn auf die Integration der Kinder?

Wir konzentrieren uns auf die Verarbeitung des Erlebten. Wir wollen ihnen mit dem Medium Kunst, also mit Musik und Tanz, helfen, Erlebnisse zu verarbeiten, und die Kinder außerdem an die deutsche Sprache heranführen. Wir sind interessiert daran, ihre Kultur kennen zu lernen und wollen ihnen gleichzeitig die Möglichkeit bieten, sich unserer Kultur zu nähern.

Mit Kultur meinen Sie auch den Rock ‚n‘ Roll?

Ja. Neben den Theaterprojekten geht es schon auch darum, die Rock-Erfahrungen, die wir mit unserer Arbeit im Stadtteil gemacht haben, einfließen zu lassen. Vielleicht schaffen wir es, sie mit unseren Rock Kids gemeinsam in einer Band unterzubringen. Ich glaube, die wenigsten Flüchtlingskinder spielen von Haus aus Rockinstrumente. Wir werden uns daher besonders bemühen, beide kulturellen Hintergründe zusammenzuführen.

Spiegelt Ihr Projekt damit auch die Pluralisierung unserer Kultur wider?

Auf alle Fälle können solche Projekte Impulse setzen. Sie können anregen, Musikrichtungen, die hier eine große Tradition haben, mit fremden Einflüssen zu bereichern. Klar klingt das erst einmal alles ganz unterschiedlich. Aber wir wollen ja auch gemeinsam hier leben und etwas Gutes daraus machen.

Interview: Kristof Botka

„Willkommenskultur“- beim Wort genommen. Diskussion und Präsentation des Projekts „Rock Kids St.Pauli“: 19:30 Uhr, Ernst-Deutsch Theater, Friedrich-Schütter-Platz 1

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen