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Bei den Matildas ist Runterkühlen angesagt

VIERTELFINALE Favoritenkiller versus Weltmeisterinnen: Australien will mit einem Sieg gegen Japan endgültig in die Weltspitze vorrücken

MONTREAL taz | Am Selbstvertrauen seiner Spielerinnen muss der Trainer des australische Teams sicher nicht arbeiten. Denn die Matildas, wie das Team aus Down Under genannt wird, hatten den schwierigsten Weg aller Viertelfinalteilnehmer. Sie sind die Favoritenkiller dieser WM. Die Spielerinnen überlebten die Todesgruppe mit den USA, Schweden und Nigeria und kickten dann zu aller Überraschung den Topfavoriten Brasilien mit Superstar Marta im Achtelfinale aus dem Turnier. Mit dem Erreichen des Viertelfinals haben die Matildas erreicht, was vor ihnen noch keine australische Fußballmannschaft erreicht hat.

Coach Alen Stajic lässt keinen Zweifel daran zu, Viertelfinalgegner Japan besiegen zu können: „Wir wissen, dass wir das Beste geben müssen, um diese große Nation herauszufordern. In diesem Turnier haben wir das, einschließlich Japan, gegen die vier WM-Finalistinnen des Jahrhunderts getan“.

Verteidigerin Elise Kellond-Knight zählt ihr derzeit auf Platz 10 der Welt­rangliste stehendes Team jetzt schon zu den allerbesten: „Wir können zu einem der Topteams der Welt werden. Damit das wahr wird, müssen wir etwas gewinnen – und zwar hier.“

Noch beim Asian Cup im vergangenen Jahr holten die Australierinnen ein Remis gegen den amtierenden Weltmeister. „Das ist zwölf Monate her“, sagt Stajic. „Seitdem sind wir gewachsen. Wir sind zuversichtlich, gewinnen zu können.“

Kommen sie nicht etwas zu ­überheblich daher? Auf ihre kompakte Defensive, die sichere Torhüterin und die torhungrige Stürmerin Kyah Simon – die erste australische Aborigine, die ein Tor bei einer WM erzielte – kann sich das Team zwar verlassen. Gegen die technisch brillanten Japanerinnen könnte das aber vielleicht nicht reichen. Und es gibt auch Spielerinnen, die vor der großen Partystimmung warnen. Kapitänin Lisa De Vanna etwa. Sie muss die feiernden Spielerinnen immer wieder runterkühlen: „Wir werden nach einem Tor oft nachlässig. Ich muss sie daran erinnern, dass wir bis zum Ende kämpfen müssen.“

Es geht für die Australierinnen aber nicht nur um den sportlichen Sieg. Es geht um Anerkennung, Geld – und die Zukunft. Kurz nach dem Sieg über Brasilien sprachen sie über ihre unprofessionelle Bezahlung. Sollten sie das Finale erreichen, würden sie vom heimischen Verband weniger Geld kriegen als ihre männlichen Kollegen für ein einziges Spiel. 750 australische Dollar erhalten die Frauen für das Spiel gegen Japan – bei den Männern wären es 8.500 in einem solchen Spiel.

Das Spiel wird in ihrer Heimat wie ein kleines asiatisch-austra­li­sches Finale gefeiert. Und beide Teams spielen vielleicht nicht nur ums Halbfinale dieser WM. Beide Länder haben auch ihr Interesse an der Austragung der WM 2023.

Doris Akrap

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