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„Oberstes Gebot ist Fairplay“

Sommerserie Trendsportarten (1) Beim Ultimate Frisbee kommt man schon mal aus der Puste. Johannes Fuchs über die Faszination, die eine Wurfscheibe in einer Mannschaftssportart entwickeln kann, über deutsche Meisterschaften – und den Geist des Spieles

von Ronny Müller

taz: Herr Fuchs, kurz und knapp – was ist Ultimate Frisbee?

Johannes Fuchs: Ein laufintensiver Sport, bei dem man Punkte macht, indem man die Scheibe in der gegnerischen Endzone fängt. Man darf mit der Scheibe nicht laufen, muss sich also durch Passen fortbewegen.

Welche Anleihen hat Ultimate Frisbee aus anderen Sportarten? Womit lässt es sich vergleichen?

Die Endzone hat es vom Football. Man spielt also nicht auf ein Tor oder einen Korb, sondern in diese Endzone. Aus dem Basketball kommt der Sternschritt. Man darf ja nicht laufen mit der Scheibe, aber der Sternschritt ist erlaubt. (Dabei bleibt das Standbein stehen, mit dem anderen Bein darf man einen oder mehrere Schritte in alle Richtungen machen – Anm. d. Red.)

Welche Anforderungen werden an die Spieler gestellt?

Am Anfang sehr wenige. Jeder kann ungeübt anfangen. Je besser man wird, desto mehr spielen Kondition, Sprintausdauer, Wurftechnik und Raumverständnis eine Rolle. Man muss sehr fit sein und anfangen, seine Würfe ständig zu verbessern, um auch unter schwierigen Bedingungen, wie Wind, zu werfen, genaue Pässe auf ein Ziel zu werfen bzw. in den Lauf zu spielen.

Wie läuft ein Spiel beim Ultimate Frisbee ab?

Man spielt auf Rasen sieben gegen sieben, auf Sand spielt man fünf gegen fünf. Spiele enden entweder nach einer bestimmten Zeit oder bei Erreichen einer bestimmten Punktzahl. Bei deutschen Meisterschaften wird meist auf 15 Punkte oder über 90 Minuten gespielt. Man darf nach jedem Punkt auswechseln. Außerdem gibt es nach jedem Punkt eine kurze Pause, es stellen sich neue Spieler in der jeweiligen Endzone auf und auf Handzeichen geht es weiter. Der nächste Punkt startet mit dem Anwurf, dem sogenannten Pull.

Johannes Fuchs

30, spielt Frisbee seit 2006 – bei den Berliner Ultimate-Teams Wall City (Männer) und JinXCity (Mixed Männer/Frauen). Im März wurde der Berliner bei der Strand-WM in Dubai mit der deutschen Mixed-Nationalmannschaft Weltmeister.

Wie sieht es mit Zweikämpfen aus?

Ultimate ist ein No-Contact-Sport, Tacklen wie beim Football ist nicht gestattet. Aber es kommt natürlich immer wieder zu Körperkontakt, gerade wenn zwei Spieler gleichzeitig zur Scheibe gehen, ist das nicht immer vermeidbar. Wichtig ist, dass es nicht verletzungsgefährdend ist, dafür sorgt das „Spirit of the Game“.

Was verbirgt sich dahinter?

Oberstes Gebot beim Ultimate ist Fairplay. Jeder Spieler ist selbst dafür verantwortlich, die Regeln einzuhalten und wir vertrauen darauf, dass kein Spieler absichtlich die Regeln verletzt – das ist der „Spirit of the Game“. Daher gibt es auch keinen Schiedsrichter, man muss mögliche Konflikte mit dem Gegenspieler eigenverantwortlich regeln. Kämpferischen Einsatz finden wir gut, es darf aber nicht auf Kosten des gegenseitigen Respekts oder der Freude am Spiel gehen.

Wie sind Sie selbst zu dem Sport gekommen?

Ich bin vor acht Jahren dazu gekommen, in meinem ersten Semester an der Uni Würzburg. In Deutschland wird es viel an Unis gespielt, ein Großteil der Spieler fängt dort mit Ultimate Frisbee an. Mittlerweile gibt es aber auch immer mehr Junioren-Teams, die bereits im Teenager-Alter anfangen.

Ultimate Frisbeee kurz und knapp

Worum geht’s bei Ultimate Frisbee? Eine kleine Scheibe in der Endzone des Gegners unterzubringen. Dazu den Gegner und die Zuschauer mit tollen Würfen und waghalsigen Sprüngen zu beeindrucken

Wer ist schon dabei? Laut Deutschem Frisbeesport-Verband etwa 10.000 regelmäßig aktive Sportler in Deutschland, dazu mehrere tausend Gelegenheitsspieler

Wo geht’s ab? Auf so ziemlich jeder Freifläche im Park, vor allem im Sommer

Was braucht es dafür? Sehr wenig – eine Frisbee, ein paar Freunde und ein Paar Sportschuhe. Man muss das Spielfeld begrenzen, dazu reichen im Notfall aber auch Mützen oder Kleidungssstücke.

Was bringt‘s? Bewundernde Blicke, wenn man zum ersten Mal einen Wurf mit der Vorhand auspackt, und eine Pferdelunge durch das viele Rennen. (rom)

Was fasziniert Sie an dem Sport?

Die Kombination aus Rennen und Werfen und was mit der Scheibe alles möglich ist, hat mich relativ schnell begeistert. Auf den Turnieren ist die Stimmung sehr positiv. Man hängt gemeinsam ab, zeltet, feiert – das wird sehr schnell zu einer Leidenschaft, die man nicht mehr loslassen kann.

Sie haben mit 22 Jahren erst angefangen, sind jetzt Nationalspieler. Man kann es also auch als Spätstarter im Ultimate Frisbee noch zu was bringen?

Es wird schwieriger. Die Jugend fängt immer früher an und die Spielerzahl steigt stetig. Dadurch wird es schon zum Nachteil, wenn man spät anfängt. Es gibt natürlich Spätstarter, die sehr schnell sehr gut werden. Man kann also immer anfangen, aber man muss dann angreifen.

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