: Mehr Personal für alle
Kommentar von Malene Gürgen
Der Charitéstreik will den Politikwechsel
Lokführer, Erzieher, Briefträger, Amazon-Mitarbeiter, Geldtransporteure: Deutschland erlebt eine wahre Streikwelle. Einziger Nachteil dieser erfreulichen Entwicklung: In der Menge der Nachrichten gehen die Besonderheiten der einzelnen Arbeitskämpfe fast unter. Der Streik, in den rund 500 Mitarbeiter des größten Universitätsklinikums Europas am Montag getreten sind, ist allerdings von herausragender Bedeutung, und das liegt nicht nur am Bekanntheitsgrad der Charité. Denn dieser Streik ist im Kern einer, den es in Deutschland eigentlich gar nicht geben darf: ein politischer Streik nämlich, einer, der nicht auf rein unternehmerische Maßnahmen wie etwa Gehaltserhöhungen abzielt, sondern auf einen Politikwechsel – denn dieser wäre für die Erfüllung der Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen tatsächlich nötig.
Solidarität der Patienten
Eine weitere erfreuliche Besonderheit: Die Solidarität der Patienten, die ja von streikbedingten Ausfällen betroffen sein könnten, ist erstaunlich groß. Die permanente Überlastung der Pfleger ist offenbar auch für sie allzu offensichtlich. Peinlich wirken da die Versuche der Charité, die Streikfreudigkeit der Mitarbeiter zu brechen, sei es mithilfe einer Werbeagentur oder vor Gericht. Richtig ist allerdings, dass die Forderungen der Streikenden nicht von der Charité-Leitung allein erfüllt werden können: Um endlich vernünftige Arbeitsbedingungen gewährleisten zu können, braucht es eine Abkehr vom System der Fallpauschalen, in dem jede Behandlung nur noch ein möglichst zu reduzierender Kostenfaktor ist. Das ist eine politische Entscheidung, die der Senat treffen muss – und zwar nicht nur für die Charité, sondern alle Krankenhäuser in Berlin.
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