Bankenkrise: "Der Bezug zur Realwirtschaft fehlt"
Im hochspekulativen Geschäft sind die Risiken zu abstrakt geworden, sagt Thomas Jorberg von der GLS Bank.
taz: Herr Jorberg, haben Sie denn Ihre Bücher schon auf faule US-Kredite durchsucht?
Thomas Jorberg: Das muss ich nicht. Wir haben weder eigene Kredite an Dritte verkauft, noch sind wir an irgendwelchen Fonds beteiligt, die solche Kreditpakete halten.
Also wird Geld bei Ihnen nicht teurer?
Allgemeine Änderungen des Marktzinses schlagen auch bei uns zu Buche. Aber im Moment ist es zu früh für konkrete Prognosen. Die Notenbanken sind ja bislang weitgehend erfolgreich. Doch es ist noch nicht abzusehen, ob es noch weitere Marktverwerfungen gibt.
Auch in der deutschen Bankenlandschaft? Wer kommt denn als Nächstes in die Krise?
Eine Antwort auf diese Frage wäre Kaffeesatzleserei. Aber jeder, der in diesem hoch abstrakten und spekulativen Geschäft mitmacht, hat Risiken in seinen Büchern. Vieles davon würde ein vorsichtiger Banker gar nicht machen.
Warum nicht? Er hätte lange Zeit gut verdient?
Aber dabei den Bezug zur Realwirtschaft verloren. Bei diesen Geschäften wird Geld mit Geld verdient, die Risiken steigen, aber sie werden immer abstrakter. Am Ende geht es nur noch um mehrfach weitergereichte Werte mit irgendwelchen abstrakten Bewertungen von Ratingagenturen. Und dann weiß auch der Investmentbanker nicht mehr genau, womit das Geld verdient wird.
Da hat es eine kleine ethisch korrekte Bank aber auch leichter als die Deutsche Bank oder Postbank. Die haben sich weit auf die Finanzmärkte vorgewagt.
Und dennoch entscheiden auch sie darüber, welche Geschäfte sie machen. Solange das einzige Kriterium im Finanzmarktbereich die Rendite ist und nicht hinterfragt wird, womit sie erzielt wird, wird die Risikokontrolle schwierig.
Und was zählt außer der Rendite?
Die Frage muss sein, was realwirtschaftlich wirklich Sinn macht. Das eigentliche Drama der US-Immobilienkrise ist doch: Tausende Menschen wurden in die Überschuldung getrieben. Das war die realwirtschaftliche Grundlage für das Geschäft. Und diese Menschen leiden nun am meisten darunter, dass die Blase geplatzt ist.
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