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Kolumne press-schlagStinkt Geld etwa doch?

Die Anlagebescheißer der Göttinger Gruppe wurden mehr als geduldet mit ihrem Schriftzug auf den Trikots zweier Bundesligisten. Und die DFL tut so, als wollte sie ein Ort für ethische Investitionen werden.

"Moral", haben sich in dieser Woche nicht wenige deutsche Stammtischtrainer und Wirtshausmanager gefragt, "seit wann spielt die denn eine Rolle im deutschen Fußball?" Da findet ein Verein aus einer thüringischen Mittelstadt endlich jemanden, der es dem ansässigen Fußballklub ermöglichen will, im professionellen Fußball wirklich erfolgreich zu sein, da meldet sich die Deutsche Fußballliga (DFL) und hebt mahnend des Finder und will das Geschäft verhindern. Carl Zeiss Jena will mit einem russischen Investor kooperieren. Nun tut die DFL so, als achte sie peinlichst darauf, woher das Geld kommt, dass in die Liga fließt. Mit einem Mal werden ganz neue Fragen gestellt: "Handelt es sich um sauberes Geld?", ist eine dieser Fragen, die der Finanzgeschäftsführer der DFL, Christian Müller, unbedingt beantwortet wissen will. Will uns Herr Müller etwa weismachen, dass bislang nur sauberes Geld in die Liga geflossen ist? Dass die DFL immer darauf Wert gelegt hat, dass die Liga ein Ort für ethische Investitionen ist?

dpa

Andreas Rüttenauer ist Sport-Redakteur der taz

Als Schalke 04 seine Partnerschaft mit dem russischen Rohstoffgiganten Gazprom vorgestellt hat, da protestierte die Liga nicht. Ist eine Firma wirklich okay, die ihre Quasimonopolstellung ausnützt, um die strategischen Interessen ihres Eigentümers, des russischen Staates, durchzusetzen? Die ganze Staaten zu erpressen sich nicht scheut? Kann das Geld sauber sein, das auf diese Art und Weise erwirtschaftet wird?

In Wahrheit geht es der DFL natürlich nicht um ethische Investitionen in den Sport. Böse sind die Russen von Jena vor allem deshalb, weil sie keine Sponsoren sind, sondern Investoren. Als solche wollen sie irgendwann Geld verdienen mit dem Thüringer Traditionsklub. Und genau das passt der DFL nicht. Auch die Sponsoren wollen, dass sich ihr Engagement in den Klubs auszahlt. Sie wollen ihre Bekanntheit, ihre Beliebtheit steigern. Ihr Geschäft machen sie dann in ihren ureigenen Branchen. Das Geschäft mit dem Fußball soll den Klubs und Verbänden vorbehalten bleiben. So will es die Liga, so will es auch Michel Platini, der Präsident der europäischen Fußballunion Uefa, der in dieser Woche vor den bösen Heuschrecken gewarnt hat.

Eine moralische Diskussion findet also nicht statt. Da hat sich nichts geändert in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Die Anlagebescheißer der Göttinger Gruppe wurden mehr als geduldet mit ihrem Schriftzug auf den Trikots zweier Bundesligisten. Und unter welchen Bedingungen und zu welcher Bezahlung Adidas, immerhin "strategischer Partner" der Bayern und Quasi-Ehepartner der Nationalelf, seine Textilien in Asien und Lateinamerika herstellen lässt, war der DFL schon immer scheißegal. Also DFL: Runter mit dem Zeigefinger!

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